Human Larvae - Home Is Where The Hurt Is (CD, Exist.org)
Musikalisch ist Human Larvae erneut ein großer Wurf gelungen. Zwar bezeichnet der Künstler sein Werk selbst als Power Electronics bzw. Noise, doch so ganz stimmt das nicht. Ist man von Vertretern des Genres doch eher eine Hau-Drauf-Attitüde gewohnt, volle 120 Prozent über die gesamte Länge des Tonträgers. Das kann zwar gut gehen, langweilt in vielen Fällen aber nur.
Human Larvae verfolgt einen anderen Ansatz: Die wirklich heftigen Ausbrüche werden durch ambiente Passagen zusammen gehalten. Es gelingt dem Musiker echte Spannungsbögen aufzubauen und den Hörer so auch über die Länge der ganzen CD zu fesseln. Die Samples sind zum Teil sehr krass, so bei "Rapist Pig", so dass das Zuhören nicht immer "Spaß" macht. Wie die einzelnen Titel aber auch das sehr schöne Artwort nahe legen, geht es auf "Home Is Where The Hurt Is" nicht um Friede, Freude, Eierkuchen aber auch nicht um irgendwelche Verschwörungstheorien oder sonstige verquere Weltanschauungen, sondern einzig und allein um die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen. Die können gelegentlich sehr tief und schmerzhaft sein. Human Larvae ist es gelungen, dafür eine hörenswerte musikalische Umsetzung zu schaffen. Ihr Soundspektrum reicht dabei weit über das Genreübliche hinaus, bindet zum Beispiel auch neoklassische Melodien ein, und verleiht dem Ganzen dadurch zusätzliche Kraft. Sehr gute Platte!
Gnark.com :
Endlich wieder eine Powerelectronics / Noise-CD mit einem ausgefallenen Artwork ohne die handelsübliche Effekthascherei. MONICA GREENWALDS Vermischung von Natur, Architektur und menschlichen Gefäßen, die den Digipak von "Home Is Where The Hurt Is" ziert, würde sich allein schon den Kauf lohnen. Die Musik von HUMAN LARVAE lohnt gleich doppelt.
Harsche, brutale, vibrierende Soundflächen, Songs, die sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig entwickeln - HUMAN LARVAE schafft es sich schon mit "I Feel Therefore I Hurt" angenehm von vielen Genre-Kollegen abzusetzen, obwohl es an sehr typischen Elementen keinesfalls mangelt und so den Zugang zu "Home Is Where The Hurt Is" eindeutig erleichtert. Titel wie "A Loss To Great To Bear", "I Do This Because I Love You", "A Celebration Of Open Skin" oder "Lips Will Bleed, Hearts Will Break" lassen zusammen mit der intensiven, für PowerElectronics-Verhältnisse sehr ehrlichen und emotionalen Musik erahnen, was im Kopf und Leben des Künstlers vor sich ging und geht. Der Wechsel zwischen ruhigen, grollenden, fast schon filigranen Passagen und Wutausbrüchen die mehr Verzweiflung als Hass in sich tragen, begleitet einen durch das komplette Album. Die Noise-Wände schweben zwischen zielgerichteter Beherrschung und lauerndem Kontrollverlust, schlucken den Protagonisten in ihren Stücken und geben ihn nur zaghaft wieder preis.
Für einen Sektor, der musikalisch derart stagniert, ein mehr als beachtenswerter Release.Statistik: Verfasst von Human Larvae — 03.12.2008 (16:01)
]]>