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KRACHCOM in noise we trust 2008-06-07T15:19:02+01:00 http://krachcom.de/phpBB3/feed.php?f=23 2008-06-07T15:19:02+01:00 2008-06-07T15:19:02+01:00 http://krachcom.de/phpBB3/viewtopic.php?t=7198&p=86286#p86286 <![CDATA[interviews • Mark Reeder (Die Unbekannten / Shark Vegas)]]> Mark Reeder, ein in den 60ern geborener Engländer, der Ende der 70er nach Berlin zog. Was mag an diesem Menschen so interessant sein, dass ich ihn interviewen sollte. Diese Frage mag sich der eine oder andere zu Beginn dieses Interviews stellen, doch beim Lesen werdet ihr herausfinden, dass er sicherlich eine wichtige Person im Berlin Anfang der 80er Jahre war. Er war der deutsche Repräsentant des renommierten FACTORY Labels und hat mit seinen Bands DIE UNBEKANNTEN und SHARK VEGAS bemerkenswerte Platten veröffentlicht, die nicht erst nach der Wiederauflage des DIE UNBEKANNTEN Materials durch das Vinyl On Demand Label im Jahr 2005 für Begeisterung bei den Fans dieser Musik sorgten. Mich interessierte, was dieser Mensch zu erzählen hat und wer das auch wissen will, sollte jetzt einfach weiter lesen.

Du bist in den 60ern geboren und mit Bands wie PINK FLOYD, LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE etc gross geworden. Schildere kurz, warum diese Bands eine wichtige Rolle für Dich spielten.

Ich bin 1958 geboren. Soweit ich mich erinnere, waren DIE BEATLES und andere scharfe Gitarrenbands wie THE TORNADOS, THE SHADOWS, HERMANNS HERMITS, MANFRED MANN oder FREDDIE AND THE DREAMERS sehr populär als ich ein Kind war. Sie trugen alle die gleiche Kleidung, enge anliegende Anzüge und „Winkle Picker“ Schuhe. England war in einer Epidemie aus populärer Musik und der Beatlemania gefangen und es schien, als wolle jeder ein Teil davon sein. England gab in Bezug auf Musik, Mode, Kunst und Industrie den Ton an. Diese sich neu entwickelnde Popkultur begegnete Dir praktisch jeden Tag, sogar schon zum Frühstück. Wenn Du genug Deckel von Deinen Cornflakes-Packungen gesammelt hattest, konnte man sich sogar eine elektrische Gitarre mit 10 Aufnehmern und einer Menge Schalter kaufen. Meine Mutter verbot, dass ich mir eine kaufte, da sie dachte, ich würde mich damit selbst umbringen (sie ging davon aus, das man sie direkt an den Strom anschliesst, wie eine Lampe).
Ich besuchte früher mit meinem älteren Cousin immer einen Plattenladen in Manchester, „Rare Records“. Dort konnte man immer die neuesten Sachen hören und dort war es auch, wo ich mit der „Underground“ Seite der Rockmusik wie z.B. JIMI HENDRIX, PINK FLOYD, DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN und vielen anderen in Kontakt kam. Wenn man ein Album anhören wollte, musste man einen Assistenten fragen und ging in eine Art Telefonzelle und schloss die Tür. Natürlich wurde meine musikalische Entwicklung durch solche Dinge beeinflusst. Ich hatte fast schon Ehrfurcht vor den stereophonen Effekten, ich liebte den Wahnsinn von Pink Floyd und die Energie und die Atmosphäre von Led Zeppelin und Deep Purple. Später, als diese Bands reifer und kommerzieller wurden, verloren sie ihre „Frische“ und ich verlor das Interesse.

Deine erste Platte war JIMI HENDRIXs „Electric Ladyland“ und Du hast die „Deluxe“ Ausgabe gekauft. Warum war diese Platte so wichtig für Dich und besitzt Du das Exemplar immer noch ?

Ja, natürlich habe ich dieses Album noch, das auf Track Records herauskaum. Electric Ladyland war so wichtig, weil es die erste Platte war, die ich je gekauft habe. Und nicht nur das, sie zu kaufen war eine Mission, ich plante es wie eine Operation. Ich hörte die Platte so oft im Plattenladen, dass ich sie in und auswendig kannte und war nicht nur von den sci-fi sounds beeindruckt, sondern auch vom Cover mit seinen nackten Frauen. Dieses Cover wurde dann später nach einer langen Debatte über Anstand und Verzögerungen bei der Veröffentlichung in den USA geändert und durch langweilige Hippie-Kunst ersetzt. Ich machte alle möglichen Arbeiten um das begehrte Album zu kaufen, es war sehr teuer für einen 10 Jahre alten Jungen. Dann endlich, an einem Samstag, unter dem Vorwand, ich würde ein Plastik-Flugzeug kaufen, nahm ich den Bus in die Stadt und kaufte die Platte. Ich bin sicher, dass die Leute im Plattenladen ihren Spaß hatten, wussten sie doch , dass ich sie genauso wegen des Covers wie für die Musik kaufte. Ich wusste, dass meine Mutter mich die Platte eh nicht behalten lassen würde, also versteckte ich sie für Jahre in einer Kiste unter meinem Bett und hörte sie heimlich in der Nacht oder wenn meine Eltern nicht zuhause waren.

In einem der Plattenläden, die Du aufgesucht hast, trafst Du auf IAN CURTIS, Sänger der wohl wichtigsten Post Punk Band JOY DIVISION. Erinnerst Du Dich noch daran, wie er war? Kannst Du mir etwas über ihn und seinen Einfluss erzählen ?

Ian arbeitete in dem Laden, in dem ich Jahre vorher die „Electric Ladyland“ kaufte. Ich kannte ihn durchs dort „herumhängen“. Ich kann mich natürlich daran erinnern, wie er war, aber es war nicht so, dass ich dachte: „Oh dieser Kerl wird mal eine berühmte Ikone“ Er sah eben sehr normal aus und benahm sich auch so. Später, als ich bei Virgin Records arbeitete, kam er in seiner Mittagspause in den Plattenladen und wir fanden heraus, dass wir nicht nur musikalisch ähnliche Interessen hatten, wie z.B. Geschichte. Ich weiß wirklich nicht, ob Ian einen Einfluss auf mich hatte oder umgekehrt.

Wie haben Dich die TV Serien Deiner Jugend wie „The Man from U.N.C.L.E.“ (Anm.d.R.: in Deutschland: „Solo für O.N.C.E.L.“) oder „The Munsters“ Dich in Deinem musikalischen Stil beeinflusst ?

Ich glaube, die Musik dieser Fernsehserien wie Gerry Andersons XL5, Stingray, Thunderbirds oder Captain Scarlet übten den ersten Eindruck auf mich aus. Mir wurde klar wie brillant Barry Grays Filmmusik war und welchen Einfluss sie auf die Dramaturgie im Fernsehen hatten. Seine Musik kombinierte schon damals elektronische Effekte, er gehörte zu den frühen Pionieren der elektronischen Klänge. Ich bin mir sicher, dass die James Bond Musik von John Barry auch einen Einfluss hatten. Später kamen dann die amerikanischen TV Serien wie „Solo für O.N.C.E.L.“, „Batman“ oder „The Munsters“ und viele andere. Ihre Soundtracks hatten unzweifelhaft einen Einfluss auf meine musikalische Konzeption und ich wurde zu einem Sammler von Film und TV Musik. Der Einfluss ist meiner Meinung dadurch spürbar, dass ich immer versuche, meine Musik atmosphärisch und einem Soundtrack so ähnlich wie möglich klingen zu lassen.

Du hast schon früh die Musik des „deutschen Hochadels“ der elektronischen Musik wie KRAFTWERK, KLAUS SCHULZE und TANGERINE DREAM gehört. Wie haben diese Pioniere die populäre Musik Deiner Meinung nach verändert ?

Ich bin ein Synthesizer und Sci-Fi Fan und diese beiden Dinge fügen sich zusammen. Das erste Mal, dass ich wissentlich mit einem Synthesizer in Berührung kam, als mein Cousin sich ein Stereogramme (Anm.d.R.: Eine frühe „Musikanlage“ der Fa. Decca) kaufte. Die Demonstrations-LP war „Switched On Bach“ in super Stereo. (Anm.d.R.: LP von WENDY CARLOS, 1968 die als wichtigste Platte für die Entwicklung der Synthesizer gehandelt wird. Auf dieser Platte war zum ersten Mal weltweit ein MOOG Synthesizer zu hören. Wendy Carlos, der zu diesem Zeitpunkt noch Walter Carlos hieß, war später auch für den Soundtrack des Films TRON verantwortlich.) Wahrscheinlich habe ich schon vorher synthetische Instrumente gehört, aber das war zu der Zeit eine komplett neue Erfahrung. Ich hatte keine Ahnung, wie diese Töne produziert wurden, dieses Album zu sehen und zu hören war wie eine Offenbarung. Es regt meine Vorstellungskraft sofort an, es war futuristisch und Sci-Fi. Danach sammelte ich alle Arten von Musik, die irgendetwas Elektronisches an sich hatte. Durch das herumlungern in den Plattenläden entdeckte ich die seltenen deutschen Importe von elektronischen Bands wie KLAUS SCHULZE, COSMIC JOKERS, TANGERINE DREAM, FAUST oder KRAFTWERK. Ihre Musik war experimentell und sehr faszinierend für mich. Die Tatsache, dass sie einfach ihr eigenes Ding machten war sehr wichtig, sie machten keine Popmusik, sie waren weit davon entfernt. Erst als KRAFTWERK als rein elektronische Band „Autobahn“ veröffentlichten und damit in die Charts einstiegen, begann für die elektronische Musik eine neue ära und es ebnete den Weg für mehr Elektronik in der populären Musik. Natürlich gab es auch andere wesentlich erfolgreiche Pioniere der elektronischen Musik, wie z.B. GIORGIO MORODER, der Elektro- mit Discomusik verband. Ich schätze, die Tatsache, das der Synthesizer ein vielseitiges und billiges Instrument mit unbeschränkten Möglichkeiten war, machte ihn zu einem Instrument, das weiter entwickelt wurde. Heutzutage ist es undenkbar, in der modernen Musik keinen elektronischen Prozess zu haben.

Du warst der deutsche Repräsentant für das legendäre Factory Records Label. Was genau war Dein Job? Wie war der Aufstieg und spätere Fall dieses großartigen Labels für Dich ? Wie war es für Dich, als sie ihre Türen für immer schlossen?

Ich war der deutsche Repräsentant, weil ich in Deutschland lebte und da ich Tony Wilson und Rob Gretton (Anm.d.R.: die Gründer des Labels) und die Jungs von JOY DIVISION kannte, wurde mir der Job gegeben, um das Label hier bekannt zu machen. Ich sollte die Medien mit Platten und Neuigkeiten versorgen und für Lizensierungs-Deals sorgen (heute würde das als PR-Manager bezeichnet) Es war eine undankbare Aufgabe, da Deutschland gerade seine eigene „Punk und New Wave“ Bewegung entdeckte und es nicht viele Leute gab, die an dieser miserablen künstlerischen englischen Band namens JOY DIVISION interessiert waren. Ich entschied mich, diesen Job 1983 zu beenden, da ich zu dieser Zeit mehr mit DIE UNBEKANNTEN spielte und mit MALARIA! tourte. Natürlich war ich traurig, als ich hörte, dass dieses Label ihre Arbeit einstellte, aber da ich wenig von dem mitbekam, was im Hintergrund vorging, war ich wirklich überrascht.

Warst Du vom Tod IAN CURTIS sehr bestürzt? Hast Du je einen Song darüber geschrieben ?

Ich war sehr geschockt. Ich hatte nur wenige Tage vorher mit ihm gesprochen und er schien so aufgeregt darüber zu sein, nach Amerika zu gehen. Ich glaube der DIE UNBEKANNTEN Song „Perfect Love“ hat indirekt etwas mit der ganzen Sache und ihrem Effekt auf mich und Annik (Anm.d.R.: Annik Honoré war damals die Freundin von IAN CURTIS, für die er seine Frau und das gemeinsame Kind Deborah verlassen hatte).

Soweit ich weiss, hat BERNARD SUMNER von JOY DIVISION / NEW ORDER in den 80ern so etwas wie seinen eigenen Synthesizer gebaut. Hast Du jemals etwas ähnliches getan, etwas eigenes entwickelt, um Deinen eigenen musikalischen Stil zu entwickeln?

Bernard baute seinen aus einem Bausatz in den späten 70ern. Er hatte eine Ader für elektronische Dinge. Ich hatte das nie. Sie benutzen diesen Eigenbau bei ihren ersten WARSAW (Anm.d.R. die Band, aus der später JOY DIVISION wurde) und JOY DIVISION Platten und Auftritte. Als JOY DIVISION ihren ersten polyphonen ARP Synthesizer bekamen, gab mir Bernard seinen Eigenbau. Ich habe ihn immer noch. Was mich betrifft, ich habe immer nur Modell-Flugzeuge und Gesichtsmasken für meine winterlichen Motorrad-Trips gebaut.

Wie war Dein Kontakt zu all den großen deutschen Künstlern, die Du zu Beginn der New Wave ära in Berlin getroffen hast? Gab es je irgendwelche Kollaborationen ?

Natürlich wurde zusammen gearbeitet. Die Szene war sehr klein und wir spielten gelegentlich zusammen oder tauschten untereinander Musiker aus. Zum Beispiel war der Drummer von DIE UNBEKANNTEN auch der Drummer von DIE HAUT und später NICK CAVE. Einige der ersten Leute, die ich traf, waren Michael Schäumer und Alexander Hacke (Borsig) von P1/E und Elisabeth Recker, die das Label Monogam gründete.

Die Band DIE UNBEKANNTEN bekam ihren Namen aufgrund des deutsches Journalisten Andre Schwerdt, der eure Band in einem Konzertbericht „die 2 unbekannten Engländer“ nannte. Hast Du ihm jemals dafür gedankt ?

Ja, natürlich. Wir machen heute noch Scherze darüber.

Wie war es, eine so großartige Band wie DIE UNBEKANNTEN zu haben? War Dir damals bewusst, dass Du und die anderen Künstler etwas sehr spezielles gemacht haben ?


Nunja, „grossartig“ ist eine Frage der Auffassung, aber trotzdem Danke ;-)

Ich glaube, man realisiert eigentlich nie, wenn Etwas besonders ist. Du fühlst Dich nur zufrieden oder angenehm oder Du hast ein gutes Gefühl, aber es ist nicht das Gefühl, dass Du etwas Besonderes machst. Ich fühle das auch immer noch nicht. Vielleicht stellt sich dieses Gefühl irgendwann später noch ein, wenn andere Dich für Deine Arbeit loben und Du realisierst, dass es etwas für andere bedeutet. Wir waren hier in Berlin eine kleine New Wave Szene, wir lebten in einer eingemauerten Stadt. Wir waren an der Frontlinie und es war sehr aufregend und es beeinflusste dich sehr. Ich glaube, diese Stadt war voll von Außenseitern aus der normalen Gesellschaft. Wir hingen alle in den gleichen Bars und Clubs ab und dachten natürlich, dass wir etwas anderes und kreatives machen. Wir wollten in gewisser Weise ein Statement abliefern.

Welche Bands waren ein Einfluss für Deine musikalischen Projekte wie DIE UNBEKANNTEN und später SHARK VEGAS? Für mich klingt es auf seine Art sehr eigen.

Eigentlich keine spezielle. Alistair und ich habe einen so großen und weit gefächerten Musikgeschmack, dass ich nicht sagen könnte, diese oder jene Band hat uns beeinflusst, weil es so einfach nicht stimmen würde. Es waren eher die Produzenten, Sounds und Ideen, die uns beeinflussten. Unsere Musik klang so, weil sie ein Ergebnis unserer musikalischen Möglichkeiten war. Die Umstände diktierten unsere Möglichkeiten oder ihr Fehlen, sie kreierten unseren Sound. Wir wollten etwas atmosphärisches machen, dass unsere tägliche Umgebung reflektierte und die Dinge zeigte, die uns inspirierten.

Während Deiner Tour mit DIE UNBEKANNTEN und MALARIA! hast Du ja auch NICK CAVE getroffen. Du hast mal gesagt, dass er eines Tages auf Deiner Türschwelle stand und dann eine Weile bei Dir wohnte. Weißt Du noch etwas über diese Zeit, das Du erzählen könntest ?

Ich war mit MALARIA! und THE BIRTHDAY PARTY auf Tour und während einer unserer unzähligen Gespräche schlug ich Nick vor, dass Berlin ein großartiger Platz zum Leben sei. Kurz danach kam Nick nach Berlin und wohnte mit mir zusammen. Es war eine kleine Wohnung in Kreuzberg und sehr beengend für zwei Personen. Dann kam auch noch Anita Lane, seine Freundin dazu. Es war eine sehr verrückte Zeit. Ich erinnere mich daran, dass Nick sehr fasziniert war, dass man illegalen „duty-free“ Fusel und Zigaretten in den „Intershops“ (das waren ostdeutsche Läden, die westliche Sachen für westliche Währung verkauften – ein Weg für Ostdeutsche, um an harte Währung zu kommen). Der Laden war in der westlichen Sektion der Friedrichsstrasse U-Bahn Station direkt in Ostberlin. Das war auch deshalb so attraktiv, weil man mit dem Kram noch Geld machen konnte, wenn man es zurück in den Westen schmuggelte. Wie auch immer, das war natürlich nicht der einzige Grund für Nick, um in Berlin zu bleiben. Die allgemeine Situation, der wir alle unterworfen waren, am Rande der Welt zu sein, gab dem kreativen Fluss Schwung.

Wie war es, als Du den Prototyp des Roland 606 Synthesizers von Deinem Freund ADRIAN WRIGHT von THE HUMAN LEAGUE zum ausprobieren bekamst und damit habt ihr dann ja die Songs „Don't Tell Me Stories“ und „Perfect Love“ eingespielt? Warst Du nervös im Umgang mit dem Instrument? Besitzt Du noch Instrumente oder ähnliches aus dieser Zeit ?

Wir konnten es absolut nicht fassen, waren aber definitiv nicht nervös. Adrian hat einfach zu uns gesagt: „Ich habe da diesen Prototypen eines Drumcomputers von Roland, den ich testen soll, aber ich habe keine Zeit… Hier nehmt ihn und sagt mir, wie er ist.“ Also gingen wir nach Hause und fingen sofort an, einen Song zu schreiben. Leider habe ich sonst praktisch keine alten technischen Geräte mehr aus der Zeit.

Du hast 1990 dein eigenes Label „Masterminded For Success“ (MFS) gegründet. Warum, hast Du es so spät getan. Ich denke, es wäre doch in gewisser Weise wesentlich leichter gewesen, es früher zu tun, Du hättest all Deine Kontakte nutzen können und unter Umständen einfacher Erfolg haben können.

Dinge geschehen, wie sie eben geschehen. Natürlich aus retrospektiver Sicht hätte ich es viel früher tun können, aber auf der anderen Seite hätte ich dann nicht die Erfahrungen, die ich als Manager und Künstler gesammelt habe, nutzen können, um es gut zu machen. Ich denke, ich habe es zur richtigen Zeit in meinem Leben gemacht.

Deine Label-Arbeit konzentriert sich schon früh auf die gerade aufkeimende Trance Szene. Was war Dir damals wichtiger, großen Erfolg zu haben oder etwas in der musikalischen Welt zu bewegen ?

Ich begann mit dem Label hauptsächlich, um die Lücke zwischen der Club Musik der 80er und dem ausufernden Technosound zu überbrücken. Ich wollte einen eher trancigen hypnotischen, einen synthetischeren Sound. Ich dachte nicht, dass ich ein Trance Label mache. Der Sound der heute als Trance bekannt ist, existierte damals noch nicht. Das Wort gab es zwar schon, es wurde vorher schon von vielen Künstlern wie THE SCORPIONS, KLAUS SCHULZE, KLF und andere benutzt. Ich war von der Idee getrieben, eine Brücke zwischen Techno und dem was damals unter dem Begriff Dance verstanden wurde zu schlagen. Viele meiner Freunde mochten Dance Musik, konnten aber nichts mit Techno anfangen, ihnen fehlte so etwas wie eine Melodie. Ich entschied mich dazu, es Hypno-Trance zu nennen, es war ein sich wiederholender Sound, der trotzdem mystisch war und eine Melodie hatte. Der Name war zu lang und wurde schließlich verkürzt um dann als Trance bekannt zu werden. Der Sound an sich begann sich musikalisch zu manifestieren als NEUTRON9000, COSMIC BABY, EFFECTIVE FORCE und MIJK VAN DIJK mit an Board kamen und ich kreierte den Ausdruck MFS-Trance-Dance. Im Frühjahr 1992 brachte ich eine Compilation heraus, die „Tranceformed From Beyond“ hiess und damit hatte sich dieses Genre etabliert.

Zurück zu DIE UNBEKANNTEN: Das Label Vinyl On Demand veröffentlichte 2005 so etwas wie eine „Complete works of…“ Wie war es für Dich, zu sehen, dass es immer noch Leute gibt, die sich für diese Musik interessieren ?

Ich fühlte mich sehr geehrt und war stark beeindruckt. Ich versuchte, ihnen jede Unterstützung zu geben, die ich konnte. Ich gab ihnen sogar das Bild / Design für das Cover, welches meine Idee für die erste Full-Time Platte von DIE UNBEKANNTEN war. Natürlich hören die Leute diese Musik heute mit völlig anderen Ohren. Sie entdecken die Musik zum ersten Mal und das ist wunderbar und ich bin sehr glücklich darüber. Es klingt gleichermaßen neu und „old-school“

Was glaubst Du sind die Hauptunterschiede zwischen der Jugend in den sehr aufregenden 80ern und der eher gelangweilten Jugend von heute ?

Im Grunde waren wir damals gar nicht so anders. Wir hatten damals genauso wenig Akzeptanz für alles Mögliche wie die Jugend es heute hat. Die Jugend von heute lebt in „Big-Brother“-Städten voller Sicherheit, eingebettet in Komfort und Kontrolle. Ihre progressiven Eltern schützen sie und versuchen ihnen alles zu geben, was sie brauchen. Es gibt keine Herausforderungen und sie fordern sich selbst nicht heraus, wie es die Jugend der vorherigen Generationen getan hatten. Das Leben ist sehr komfortabel und sie sind sehr konservativ. Die meisten können sich noch nicht einmal ein Leben ohne Mobiltelefon und Computer vorstellen. Die einschneidenden Grenzen zwischen Arm und Reich, zwischen Gut und Böse sind neu gezogen. Heute gibt es keine brisante nukleare Patt Situation zwischen USA und USSR mehr. Die Mehrzahl der Menschen lebt in verhältnismäßig sicheren Zuständen und ihre Aussichten sind positiv. Also gibt es auch keinen Grund zu rebellieren. Ein gewisser Komfort ist zum Standard geworden. Ich habe ausserdem das Gefühl, es gibt eine unterschwellige Angst aufzufallen. Das zeigt sich unter anderem auch durch ihre langweilige und einfallslose Kleidung, es zeigt die Durchschnittlichkeit der heutigen milden Jugend. Ich denke, das ist auch eine Art Statement. Ironischerweise ist dies größtenteils die Welt von der wir als Kinder geträumt haben. Wir wollten eine sichere Welt, eine friedliche Welt voller Komfort und ohne die Bedrohung eines nuklearen Krieges oder Terror. Zwischen dem Fall der Berliner Mauer und dem 11. September schien es sogar so, dass wir unser Ziel erreicht haben. Heute haben wir einen neuen Stil des Terrors, es ist sozusagen Mode geworden. Er geschieht Meilen entfernt von unserer eigenen Realität und allein das Wort ist eine hervorragende Entschuldigung für die Regierungen, uns in allen Belangen zu kontrollieren und aus dem Krieg ein Geschäft zu machen. Jetzt entwickelt sich wieder die potentielle Bedrohung eines nuklearen Krieges am aufkeimenden Horizont, nur um uns etwas zu geben, über das wir in der Nacht nachdenken können, - aber wo sind die weltweiten Proteste? Vielleicht ist die Situation noch nicht bedrohlich genug. Amerika und England sind in den Krieg involviert, aber ich glaube solange sie nicht ihre jungen Männer zum Wehrdienst einziehen, werden die jungen Leute fortfahren, nur zu jammern und anzuklagen ohne etwas zu unternehmen. Im Rückblick scheint die alte Welt mit all ihren Fehlern uns die Inspiration und viele Entschuldigungen um kreativ zu sein gegeben zu haben. Die heutige Jugend scheint alles zu akzeptieren und hinterfragt die Autoritäten nicht, sie lassen es einfach geschehen. In den 60ern rebellierte die Jugend gegen ihre Eltern-Generation und hinterfragten deren Motive. Kaum 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg schickten sie ihre Kinder wieder in den Krieg. Diesmal war es weit weg in den fernen Osten, nach Vietnam. Der Krieg ist ein grosses Geschäft und der Preis ist hoch. In den 70ern lehnte sich die Jugend auf gegen den Vietnamkrieg und die Selbstgefälligkeit ihrer Eltern gegenüber den etablierten Themen und der Verwirrung, die von ihnen in Bezug auf deren Zukunft angerichtet wurde. Sie übten einen Druck auf sie aus, der schließlich zum Ende des Vietnamkrieges führte und nachdem alles vorbei war, rebellierte die nächste Generation gegen die aufkommende Langeweile. Zu dieser Zeit wurde in UK das sogenannte Out-Sourcing betrieben, das heißt, die Industrie verlagerte ihre Produktionsstätten in günstigere Länder wie z.B. nach Indien oder Pakistan. Die Leute hatten anscheinend keine Zukunft und die Arbeitslosigkeit stieg in den Himmel. Die Jugend begehrte wieder auf, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. In den 80ern gingen die Jugendlichen wieder gegen die Autoritäten auf die Barrikaden, die sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt, das Ergebnis einer Zwei Klassen Gesellschaft aus Yuppies und verkrusteten „Habenichts“ (BMW vs. Fahrrad). Glatte, geschliffene Bands wie Spandau Ballet oder Duran Duran trampelten auf dem Image des Punk Rock herum. Und um wieder von den eigenen sozialen Problemen abzulenken gab es natürlich wieder einen kleinen Krieg, drüben auf der anderen Seite des Meeres, um die neuesten Waffen für die kommenden Neunziger Jahre zu testen. Selbst nach dem Fall der Berliner Mauer waren die Menschen noch kreativ. Der Thrill einer neuen glänzenden Zukunft spornte sie noch mal an. Die Tatsache, dass es in Ostberlin viele verschiedene neue Party-Locations gab, machte es einfacher, Dinge zu arrangieren. Die meisten Parties fanden in Ruinen statt, in baufälligen oder ungenutzten Fabrikhallen, viele von ihnen waren noch vom Krieg (oder Kalten Krieg) übrig geblieben. Es waren faszinierende Gebäude, z.B. Bunker oder alte russische Armee Stützpunkte etc… Ein weiterer Punkt war, dass es keine gesetzlichen Auflagen bezüglich „Clubbing“ gab, die ostdeutschen Politiker hatten andere Dinge, über die sie nachdenken mussten. Also gab es eine Menge Freiheiten und es war zudem noch sehr billig. Die Energie und Spannung, kombiniert mit der „neuen“ Droge „E“ und dem neuen radikalen Stil der Technomusik, alles angereichert mit dem Gefühl, Teil einer musikalischen Revolution zu sein, machte das Ganze zu einer wirklichen großartigen Erfahrung. Heute ist Clubbing total anders, es gibt keine Radikalität mehr, es ist kein Statement mehr. Es ist gereift und hat seine eigenen ungeschriebenen Gesetze und Parameter. Es ist eine wesentlich konservativere und kontrolliertere Erfahrung.
Ich schätze, die meisten Leute würden es vorziehen, in solche Läden zu gehen, die in den späten 80ern und frühen 90ern Clubs genannt wurden. Dunkle, feuchte und staubige Keller mit niedrigen Decken, Pilzen und Spinnenweben, der schale Geruch alter Luft mischte sich mit Zigaretten, miesen Sound und nur einem Stroboskop, heutzutage sind sie praktisch eine Legende. Sicher, gelegentlich finden illegale Parties spontan in Berlin statt, aber sie werden immer seltener. Das Problem ist, es gibt kaum noch Möglichkeiten, es sind kaum noch Ruinen übrig. Man mag sagen, diese „good old days“ des Feierns sind für immer vergangen und das einzige, was übrig geblieben ist, ist eine vage Erinnerung für die, die sich überhaupt noch daran erinnern können. Damit meine ich aber nicht, dass heutzutage jeder mild und blasiert ist. Es gibt noch eine Menge kreativer Leute da draußen und ein paar jüngere die wollen, dass ihre Stimme Gehör findet und die man gelegentlich gegen Globalisierung oder „grüner Themen“ demonstrieren sieht. Leider werden sie von vielen eher als störender Faktor denn als Freiheitskämpfer gesehen. Es gibt eine generelle „Immer schön raushalten“ Stimmung. Es ist wesentlich leichter, ins Schema zu passen und ein Gangsta Hip-Hopper mit Goldkette zu sein, der die Big Bruvva Gangstas von America nachahmt, anstatt sein eigenes neues Ding zu machen. Ich bin sicher, es wird sich letztendlich noch ändern wenn die nächste Generation antritt. Diejenigen, die heute so stolz auf Amerika und England sind, werden ihre Meinung ohne Zweifel ändern und ihr vorheriges Image hinterfragen und der Eindruck verändert sich jetzt langsam. Gross-Industrien und der kommerzielle Overkill lassen die Jugend ausserdem aufhorchen. Wie auch immer, ich bin momentan froh, dass sich der Geschmack und die Trends mit jeder Generation ändern, auch wenn die heutige Generation eher passiv ist. Es ist nun mal wie es ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie je explosiv und farbenfroh werden, solange sie dieses Gefühl nicht kennen. Ich glaube, sie wissen wahrscheinlich einfach nicht, in welche Richtung sie sich bewegen sollen, aber das wird sich eines Tages ändern. Frustrierende Situationen geben jungen Menschen die Möglichkeit, neue Ideen zu entwickeln und eine andere Sicht auf die Dinge zu entwickeln. Unglücklicherweise ist es selbst für mich als Besitzer eines kleines Indie-Labels nicht möglich, die Umstände von heute auf morgen zu ändern, so sehr ich es mir manchmal auch wünsche. Ich muss berücksichtigen, dass mein Publikum nicht neben mir herläuft und ich eine Geschwindigkeit wählen muss, so dass sie mir folgen können. Ein Wandel ist immer schwer durchzusetzen, man muss es einfach tun und an sich glauben. Denk daran, die Leute meinen immer, dass die vorangegangenen Jugendbewegungen wahrscheinlich riesengroß waren, der Millionen gefolgt sind, aber dem war nicht so. Nimm z.B. die so genannte Berliner Underground Szene in den 80ern, es waren ein paar hundert Leute, wenn überhaupt. Heute wird es so wahrgenommen, als wenn es etwas Großes war. Die Menschen waren kreativ und es war unkonventionell und hinterließ einen Eindruck. Das ist es, was zählt. Die meisten, die heute zum so genannten Rückrad der aktuellen Musik-Szene zählen, ruhen sich nur auf ihren Lorbeeren aus und schauen zurück auf ihre Retro Welt und was damals alles so prachtvoll war. Natürlich ist es nett, zu reflektieren, aber was ist mit der Zukunft, wer traut sich etwas zu und ist anders? Es ist natürlich einfach, diejenigen zu verspotten, die etwas riskieren, ihre Chancen nutzen und etwas Neues ausprobieren und es auch wesentlich einfacher etwas Vertrautes zu kopieren, das schon erfolgreich mal erfolgreich war. Man könnte argumentieren, das Techno und Trance nicht mehr so neu und aufregend sind wie zu Beginn der 90er. Die Leute hinterfragen es nicht mehr, es ist alles verkommerzialisiert und voll akzeptiert. Aber heißt das, dass wir daraus nichts neues erschaffen sollten? Ein Teil der Musik, die die DJs heute in den Clubs spielen ist wirklich interessant und es macht Spass zuzuhören, aber ich empfinde es als nicht so stimulierend. Es lässt meinen Adrenalinpegel nicht steigen und mir wünschen, auf die Tanzfläche zu springen und vor Freude zu schreien, wie es früher war. Die Party Gesellschaft hat sich verändert, es ist nicht länger ein reines Techno-typisches abfeiern, es gibt Rock-Schuppen, Discos für Charts-Musik und Hits der 80er – Läden für praktisch jeden Geschmack. Es ist alles definiert und die umgebenden Umstände sind fein abgestimmt. Im Moment läuft es gut für traditonellen Techno und Trance, es ist ein langlebiges Genre, aber auch wenn die Musik aufgeschlossen bleibt und sich ständig neu erfindet (so wie es der Hip Hop getan hat) aber es wird sich selbst zu Musikgeschichte verbannen. Ich kann natürlich verstehen, warum viele junge Leute von dieser Musik gelangweilt sind, das Image ist alt und ausgeleiert. Es hat keine bestimmte Haltung und die Sexualität und die Botschaft sind nicht mehr da. Es gibt keine Anreize und Gelegenheiten für junge Möchte-Gern-DJs mehr und viele denken, wenn sie grosse Namen kopieren, werden sie anerkannt aber die Tatsache ist, dass sie keine Chance gegen die Erste Liga der DJs haben und das wird sehr desillusionierend sein. Für diese Leute haben Corvin und ich Wet & Hard gegründet, ein Sound bei dem die Leute wieder erfinderisch sein können, ein Sound, bei dem sie sofort mitmachen können, da er sich gerade entwickelt und nicht schon sein Ende findet. Aber es ist eine Frage des individuellen Blicks, was Du als Wet & Hard ansiehst. Wenn Du Dir die aktuelle Musik-Szene anschaust, denke ich, es ist nur normal, dass viele junge Leute sich gegen die DJs wenden und eher zu anderen Formen und handgemachter Musik tanzen, wie Hip Hop oder Rock (das nicht nur neu für sie klingt, sondern ihnen auch die Möglichkeit gibt, individuell zu sein) weil sie ihnen die Möglichkeit gibt, aktiv involviert zu sein. Sie wollen Teil von etwas Neuem sein. Ihre Eltern oder grösseren Geschwister haben schon vor Jahren Techno gehört. Vielleicht gibt es in 10 oder 15 Jahren ein Techno Revival, wenn diese jungen Leute den Sound ihrer Eltern neu entdecken. Es ist eine Art stille Revolution. Es ist also nachvollziehbar, dass diese jungen Menschen, wenn sie ein schön mildes Video eines sauberen, stimmlosen DJs und dann ein Video mit leicht bekleideten Mädchen, die ihre Hüften zu einem rappenden Rebell schwingen sehen denken: „Hey ich will auch so sein“. Einfach weil sie etwas neues, radikales und cooles darstellen. Heute erleben wir die Fusion von Rock und Elektronik. Neue Bands expermientieren mit einem Mix aus verschiedenen Genres oder sie mischen live Instrumente mit Computern. Ich denke, das ist wirklich aufregend. Rock hat eine Transformation durchgemacht, er verbindet moderne Aufnahmetechnik und es klingt besser als je zuvor. Als Band spielst Du für ein paar Stunden, aber was passiert nach einer Live-Show? Du willst diesen Spass transportieren und weiterhin Spass haben und was kann da besser sein, als ein Club? Heute leben wir in einer sehr unterschiedlichen Welt, es ist einfach, man hat sehr viele verschiedene etablierte Musikstile aus denen man wählen kann. Diese Situation gab es vorher nicht. Es scheint, die Musikszene ist etwas verwirrt, wir haben heute Revivals von Traditionalität, die schon durch Punk, Pop, Hip Hop, House, Elektro, Techno, Disco, Rap, Rock und Retro ausprobiert wurden und sie wetteifern (wieder) um das nächste grosse Ding. Die Radiosender mit ihrem strikten Bubble-Gum Programmen helfen da nicht. Wenn Du Dich dazu entscheidest, ein Punk zu sein, weißt Du genau, welches Verhalten und Image Du hast, welche Kleidung Du brauchst und wie Du als Punk aussehen musst. Du schaust in ein Magazin und nimmst es dann aus dem Regal. Die Leute sind es heutzutage gewohnt, alles auf einem goldenen Teller dargeboten zu bekommen, schön verpackt und ausgearbeitet. Im 20. Jahrhundert hatten wir klar definierte Feindbilder. Jedes neue Genre, das entwickelt wurde, gab ein Statement ab und repräsentierte die Stimme einer bestimmten Generation. Heute haben wir so etwas nicht mehr, die heutige Generation ist zu mild, sie scheinen keine Feinde zu haben, es gibt nichts Einzigartiges, keine individuelle Identität und sie sind zu selbstzufrieden oder festgefahren, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Sie scheinen verloren, aufgewühlt, gelangweilt und langweilig. In den Clubs tanzen sie zur Musik einer anderen Generation, deshalb ist es kein Wunder, dass sie verschwindet. Teenager können heute aus allen vorherigen Arten wählen oder sich dazuzählen. Vielleicht haben sie eines Tages alles ausprobiert und sie entscheiden sich dazu, ihr eigenes neues Ding zu machen. Die Frage ist, wie will die Jugend von heute in den nächsten Dekaden des 21. Jahrhunderts wahrgenommen werden?

Wenn Du heute oder in der Vergangenheit etwas ändern könntest, was wäre es ?

Ich würde nichts ändern. Ich bedaure nichts, es spielt keine Rolle, wie gut oder schlecht es war. Ich habe mein Leben bisher sehr genossen. Wie auch immer ich würde eine Welt bevorzugen, in der es keine Religion gibt. Eine Welt in der die Leute mehr an sich selbst glauben als an ein vages Konzept aus einer anderen Zeit.

Ein besseres Schlußwort kann es wohl kaum geben! Ich danke Mark Reeder für die mehr als ausführlichen Antworten und für die Zeit, die er in dieses Interview investiert hat. Ich wünsche ihm alles Gute und den verdienten Erfolg für seine Labelarbeit und mögen seine Wünsche für die Jugend von heute einst in Erfüllung gehen!

Statistik: Verfasst von Plastikmann — 07.06.2008 (15:19)


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2008-04-17T19:12:28+01:00 2008-04-17T19:12:28+01:00 http://krachcom.de/phpBB3/viewtopic.php?t=7022&p=84979#p84979 <![CDATA[interviews • Weltklang zum 25 jährigen Bandjubiläum]]> Thomas Voburka, der Anfang der 80er mit seinen Projekten WELTKLANG und P1/E in Berlin für Furore sorgte und Labelinhaber des kleinen deutschen Labels EXIL-SYSTEM war, meldete sich 2005 mit aktuellen Versionen seiner alten Hits zurück. Die Singles seines Labels, insbesondere aber die von WELTKLANG und P1/E, sind unter Fans der so genannten Minimal-Elektronik begehrte Sammlerobjekte und werden zu hohen Preisen gehandelt. Die Songs “HEIMAT†und “49 sec. ROMANCE†sind zu Evergreens geworden und sorgen regelmässig für volle Tanzflächen. Entstanden sind diese Klassiker im Februar und Oktober 1980, einer Zeit, in der Berlin die aufkeimende NEW WAVE Szene für sich entdeckte und die damalige Jugend sich neu erfand. Aus dieser Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs und der Erneuerung lieferten uns WELTKLANG und P1/E musikalische Kleinode, die perfekt die damalige Stimmung einfingen und bis ins Heute transportieren. 25 Jahre später rumort es wieder um diese Bands, alte Songs werden wieder gehört, Masterbänder müssen zeigen, dass sie auch ein Vierteljahrhundert später noch taugen und die Künstler schrauben wieder an ihren Maschinen… Nach einem gefeierten Auftritt beim REMEMBER OF PAST Festival Anfang November 2005 in Belgien, stand für mich fest, dass es Thomas Voburka nach wie vor verstand, seine Gefühle und Empfindungen von damals einer breiten Hörerschaft zu vermitteln. Ein paar Tage später stellte ich ihm die folgenden Fragen:

Bitte erkläre kurz, wie es Dir in den letzten immerhin 25 Jahren ergangen ist.
Hast Du neben Tennis Boy Blues, einem Nebenprojekt von P1/E, noch weitere musikalische Projekte?

Tennis Boy Blues war ein Projekt von Michael Schaeumer (P1/E). Damit hatte ich nichts zu tun. Ich selbst hatte 1981 meine Musiker-Karriere beendet. Das letzte (und mit Abstand am Besten bezahlte), was ich zum Abschluss gemacht hatte, war ein Werbe-Jingle für das Biermixgetränk „McTwo“ von „Schweppes“. Andreas Dorau hatte den Song für die Kinowerbung eingespielt – und ich fürs Radio. Da hieß es dann: „….und jetzt singt euch Thomas Voburka das Lied von McTwo, dem fröhlichen Muntermacher!“ Hat aber offenbar niemanden fröhlich gestimmt: „McTwo“ war ein Riesenflop - Biermixgetränke wurden erst 15 Jahre später modern. Ich hatte dann das Glücksspiel als meine wahre Passion entdeckt und die letzten 25 Jahre überwiegend auf Pferderennbahnen und in Casinos verbracht.

Wenn Du sagst, dass Dorau den Jingle fürs Kino eingespielt hat, stellt sich mir die Frage, wie intensiv der Kontakt eigentlich unter den Künstlern zur damaligen Zeit war? Im Buch “Verschwende Deine Jugend†(Suhrkamp Verlag, ISBN 3518397710) klang es z.B. so, als wenn man sich schon irgendwie kannte, zumindest auf lokaler Ebene? Wie war das damals in Berlin?


Auf lokaler Ebene kannten sich natürlich alle - ich selbst hatte den innigsten Kontakt mit den Mädels von Mania D/Malaria, sowie dem gesamten Monogam-Label Umfeld. Natürlich kannten wir Berliner auch die Bands aus West-Deutschland. Interessanterweise gab es da ja eigentlich nur eine Szene in Düsseldorf und Hamburg. Da herrschte schon eine gewisse Rivalität Die Westdeutschen waren ein wenig schicker - dafür waren wir Berliner wesentlich grimmiger drauf.

Du hast Anfang der 80er auf Deinem eigenen Label EXIL-SYSTEM mehrere Singles unter verschiedenen Namen herausgebracht. Das ist mittlerweile 25 Jahre her und die alten 7″ sind nur noch sehr schwer zu bekommen und werden bei Sammlern recht hoch gehandelt. Wie siehst Du diese Preissteigerung, - erfüllt es Dich einigermaßen mit Stolz, so begehrte Musik gemacht zu haben?


Ursprünglich wollte ich alle zwei Monate eine 7“ raus bringen und am Ende des Jahre eine 12“ mit allen Singles als Kompilation. Die ersten beiden VÖs (mono/45upm, P1/E) waren ziemlich erfolgreich und schnell ausverkauft. Doch die „Weltklang“ lief dann eher schlecht. Da sind mir fast 150 von der 500-er Auflage übergeblieben. Zum Glück hatte ich die im Keller verwahrt. Bei Ebay hab ich die dann Jahre später nach und nach für fast 5.000 Euro verkloppt. Die Wertsteigerung war mir da natürlich nicht unangenehm.

Nachdem doch die ersten EXIL-SYSTEM Veröffentlichungen sehr erfolgreich waren, wieso hast Du das Label so schnell wieder eingestellt?

Na, weil die dritte VÖ dann nicht mehr so erfolgreich war - was sicher nicht an der Qualität der Platte lag (Heimat ist ja wahrscheinlich mein populärstes Stück), sondern an einer sehr unbefriedigenden Vertriebssituation, an der dann früher oder später eigentlich alle unabhängigen Labels zerbrochen sind. Ich bekam dann auch Angebote von der Industrie, hätte da aber nicht mehr machen dürfen, was ich wollte - da hab ich beschlossen: Das war`s. Langsam klopften dann ohnehin schon die NDW-Kollegen (Hubert Kah und Konsorten) an die Tür und damit wollte ich dann eigentlich auch nichts mehr zu tun haben. DAF bei Dieter Thomas Heck war wirklich nicht mein Fall. Obwohl: Im Trio-Video “Da-Da-Da†hab ich den Tresenmann gemimt. Da hatte Dieter Meier von Yello Regie geführt, den ich damals auch sehr gut kannte.


Bei dem Film „Kalt wie Eis“ (1981) hast Du sogar einen Track auf dem Soundtrack und wenn ich mich recht erinnere ist in einer Szene ein Schriftzug an einer Wand zu erkennen: „Voburka for president…“ Kannst Du Dich an solche Dinge noch erinnern oder war das zu Deiner Sturm & Drang Zeit und Du hast Dich einfach weiterentwickelt. Das Alte ist vergangen, lasst uns etwas Neues machen?


„Voburka forever“ hieß es da. Beim Soundtrack hatte ich mich damals sehr gefreut, dass ich die Sex-Szene musikalisch untermalen durfte – Eine echte Herausforderung. Der Film ist ja ein unglaubliches Sammelsurium der unterschiedlichsten Typen: Die Hauptdarstellerin, Brigitte Wöllner, 1980 „Playmate“ des Jahres, neben Otto Sanders, dem Schaubühne-Star. Und auf dem Soundtrack tummeln sich Szene-Größen wie Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten), Inga Humpe (Neonbabies), Malaria und P/1E zwischen Bea Fiedler (damals nach eigener Aussage „Deutschlands schönste Titten-Maid“), Extrabreit und Klaus Schulze! Schulze wurde ja später von der Ambient-Szene wieder entdeckt. 1981 war er allerdings ziemlich „Old Wave“. „Kalt wie Eis“ war wirklich ein obskurer Film und sollte dringend als DVD wieder veröffentlicht werden (Anm.d.R. Genau!).


In diesem Jahr ist einiges um Deine alten Bands und Projekte herum geschehen. Bei Vinyl-On-Demand ist eine Zusammenstellung der EXIL-SYSTEM Sachen als ReRelease herausgekommen, P1/E hat mit “Second Offender†eine Platte, ebenfalls bei VOD, herausgebracht und zusätzlich ist P1/E noch auf dem BERLIN 80 Sampler (Monitorpop) vertreten. Im November ist ausserdem noch eine Remix-Platte alter EXIL-SYSTEM Klassiker erschienen. Zum Jubiläum hast Du noch mal zum grossen Rundumschlag ausgeholt…?


Auf Berlin Super 80 ist auch noch „Romance Adieu“, die erste Exil-System 7“. Begonnen hatte der Wiederveröffentlichungs-Reigen vor gut zwei Jahren mit der „New Deutsch“ auf Gigolo. Dadurch wurde Weltklang vor allen Dingen in UK ziemlich populär. Die VOD-Releases waren dann natürlich bei den Sammlern der Hit. Und das „Remix“-Album auf Pripuzzi (Sublabel von VOD) mischt hoffentlich demnächst die Tanzflächen auf.

Auf dem REMEBER OF PAST Festival am 05.11.05 warst Du meines Wissens zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder live zu sehen. Wie nervös ist man nach einer so langen Zeit. Immerhin habt ihr eure Songs in neuem Gewand präsentiert und das birgt unter Umständen ja auch das Risiko, dass die „Fans“ diese Neu-Interpretationen nicht so gut finden.

Ich habe mit René Steuns einen äußerst professionellen „Mr. Klang“ an meiner Seite. Wir haben auch tüchtig geübt – Da hielt sich die Nervosität dann in Grenzen. Neues ist immer riskant – Das musste schon Dylan erfahren, als er zur E-Gitarre griff. Umso schöner, wenn es dann klappt.


Ihr habt auf der Bühne den Geist der Stücke zwar verfremdet, aber dennoch waren die Grundstrukturen klar zu erkennen. Wie wichtig ist es euch, auch heute als Künstler ernst genommen zu werden?

Die Idee ist entstanden, als ich für die „Exil-System 1979-2004“ auf VOD einen neuen Mix von „49 second romance“ („49 second dance“) gemeinsam mit René Steuns eingespielt hatte. Der Track wurde dann in UK ziemlich populär. Das im Moment total angesagte DJ-Team „Optimo“ (how to kill the dj) aus Glasgow hat „49 second dance“ unheimlich oft gespielt und es war - nach deren Aussage- „everywhere we played it, a huge success“. Ende 2004 kam der Track dann sogar auf Platz 24 der „Dance-Electro-Jahrescharts“, weit vor Techno-Größen wie „Tiefschwarz“ und Michael Mayer. Da hat man schon das Gefühl, ernst genommen zu werden, obwohl man nicht mehr ganz taufrisch ist.


Bei den Stücken habt ihr live fleissig an euren Maschinen geschraubt, gedreht und gedrückt. Es kam sogar ein altes Kult-Gerät, der CASIO VL10 (Anm.d.R.: mit dem haben neben TRIO auch A BLAZE COLOUR und ABSOLUTE BODY CONTROL gearbeitet) zum Einsatz. Das Konzept des Sets und die Umsetzung war sehr durchdacht, wie lange im Voraus habt ihr euch auf diesen Auftritt vorbereitet?


Das Aufwendigste waren die neuen Arrangements. Da haben wir (mit Unterbrechungen) fast ein halbes Jahr dran geschraubt. Als die dann standen, ging es eigentlich ziemlich flott. Dass wir hauptsächlich „modernes“ Equipment (Yamaha-Sampler, Korg-Electribe) verwenden, war dabei natürlich der entscheidende Faktor. Die alten Sequenzer von Korg, die damals alle verwendet haben, waren für Live-Gigs eigentlich gar nicht geeignet – Da konnte man nichts speichern und musste jeden Track immer neu programmieren. Da hätte unser Auftritt statt 30 Minuten dann 3 Stunden gedauert.


Nachdem ihr für eine so lange Bandpause schon einen beachtlichen Erfolg habt, wie sehen eure Zukunftspläne aus? Wird es neue Tonträger von Weltklang geben. Wird evtl. sogar das alte EXIL-SYSTEM Label wieder reanimiert?


Das Exil-System Label wird sicher nicht reaktiviert, dafür gibt es ja VOD. Neue Tonträger - vielleicht – kommt darauf an, wie sich das Remix-Album verkauft
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Statistik: Verfasst von Plastikmann — 17.04.2008 (19:12)


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2008-04-14T22:21:29+01:00 2008-04-14T22:21:29+01:00 http://krachcom.de/phpBB3/viewtopic.php?t=7007&p=84867#p84867 <![CDATA[interviews • Nitzer Ebb waehrend der BODY OF WORK TOUR]]> NITZER EBB sind wieder da !!! Genauso kraftvoll und w�tend wie immer beweisen Bon Harris und Douglas McCarthy, dass sie noch lange nicht abzuschreiben sind. Einer der wichtigsten Bands aus den Anfangstagen des EBM meldet sich mit einer Tour quer durch Europa zur�ck und begeisterten ihre alten und jungen Fans wie eh und je. Ich traf einen wirklich gut aufgelegten Douglas McCarthy vor ihrem Auftritt in K�ln und das Ergebnis unserer Unterhaltung k�nnt ihr unten lesen:

Es ist vielleicht die meistgestellte Frage in den letzten Wochen, aber ich muss auch gleich zu Beginn darauf zu sprechen kommen: Vor einigen Jahren hast Du noch gesagt, dass Du nicht glaubst, dass es je ein Comeback f�r NITZER EBB geben wird. Nun seid ihr aber zur�ck. Erkl�re mit bitte kurz wieso, hat es unter Umst�nden mit dem Erfolg von deiner Zusammenarbeit mit TERENCE FIXMER (Anm.d.R. zusammen bilden die beiden das Projekt FIXMER/McCarthy) zu tun?

Ja, was ich gesagt habe war, dass wohl eher die H�lle einfriert, als das ich und Bon wieder etwas zusammen machen w�rden. Alles was wir mit NITZER EBB gemacht haben, basierte eher auf eine Gef�hl als auf einem Plan oder einer Vorstellung, wie etwas gemacht werden sollte und ich nun wirklich und ernsthaft davon ausgegangen, dass wir nicht noch einmal zusammen etwas machen w�rden. Ich denke, Du hast Recht, w�hrend der Arbeit mit TERENCE FIXMER wurde das Interesse wieder geweckt und auch das Interesse an NITZER EBB nahm wieder zu. Die Welt hatte sich auch etwas weitergedreht, es war in jedem Fall Interesse da und wir bekamen Anfragen, ob wir mit NITZER EBB nicht wieder live auftreten wollen. Ich nahm also per Email Kontakt zu Bon auf, um zu sehen, was er davon h�lt und er dachte ziemlich genauso. Wir entschieden uns dazu, an einem neutralen Ort, Chicago, �ber die M�glichkeiten einer NITZER EBB Tour sprechen. Ich denke, es hat schon sehr damit zu tun, dass ich mit TERENCE zusammengearbeitet habe.

Wusste Bon von Deiner Arbeit mit TERENCE FIXMER und wie fand er es ? Ich habe gelesen, dass Du ihm mal Tracks von Fixmer / McCarthy geschickt hast und er nicht darauf reagiert hat.

Ja, er wusste, dass ich mit TERENCE FIXMER zusammenarbeite, wir wussten eigentlich immer, was der andere gerade macht. Ich kann mich nicht daran erinnern, ihm Songs von FIXMER / McCarthy geschickt zu haben, das erste mal, dass ich ihm etwas davon vorspielte, war, als wir uns in Chicago trafen und ich ihm einige Demo-Versionen von neuen, bisher unver�ffentlichten St�cken vorspielte. Ich habe ihn nicht gefragt, ob er vorher schon mal etwas FIXMER / McCarthy geh�rt hat.

Soweit ich wei�, gibt es im Moment keine neuen NITZER EBB Songs, aber ihr seid auf Tour. Wird es bald ein neues Album geben und wo wird es herauskommen?

Es gibt 6 (!) neue Songs, aber wir spielen sie (noch) nicht. Wir sind erst vor 2 Wochen aus Los Angeles zur�ckgekehrt, wir haben dort zusammen an einem neuen Album gearbeitet. Technisch gesehen sind wir momentan bei keinem Label unter Vertrag aber ich denke, das Mute-Records die wahrscheinlichste Option zur Ver�ffentlichung des neuen Albums ist.

Wie war / ist die Reaktion der Fans und des Publikums? Wie war es, wieder als NITZER EBB auf der B�hne zu stehen?

Es war gro�artig. Wir waren so lange weg und als wir vor 11 Jahren aufh�rten, gab es zwar das Internet schon, aber es befand sich noch am Anfang. Wir haben jetzt aufgrund dieser gro�artigen Ver�nderung die M�glichkeit, mit unseren Freunden und Fans, da jeder heute die M�glichkeit mit jedem in Kontakt zu treten. Das ist auch eine der Fragen, um die es geht, wenn man bei einem Label unterschreibt. Damals, als wir zum erstem Mal bei Mute unter Vertrag waren, hatten nur die Label die M�glichkeit und die Kontakte um mit den Magazinen etc zu kommunizieren. Damals wurde dies alles vom Label koordiniert. Heute kann im Grunde jeder ein Label gr�nden und all diese Dinge selbst machen.

Wie entstand die Idee zur „Body Of Work“ Doppel-CD und wie war die Zusammenarbeit mit Mute nach so langer Zeit?

„Body Of Work“ war ein Konzept von Daniel Miller, dem Chef von Mute, er wollte eine Art „Best Of…“ oder etwas �hnliches herausbringen. Er verschob die Ver�ffentlichung immer wieder und wir hatten keinen Einfluss auf den Zeitpunkt der Ver�ffentlichung. Als wir ihm aber erz�hlten, dass wir auf Tour gehen, wollte er das Album sofort herausbringen. Von diesem Zeitpunkt haben Bon, ich, Paul Taylor, einer Art Label-Manager von Mute und wir haben z.B. oft dar�ber geredet, in welcher Reihenfolge die Dinge auf der CD sein sollen und dann gab es noch Hilfe von einem weiteren Mute-Mitarbeiter, Roland und beim Remix-Album half uns SETH von Novamute usw. Als die Entscheidung erstmal getroffen war, ging alles sehr schnell und reibungslos.

Wenn jede Band so etwas wie ein spezielles Symbol oder Logo hat, m�sste die NITZER EBB Logos meiner Meinung nach der Hammer, der Stern und das Zahnrad sein. Wie kam es damals dazu, habt ihr das selbst entwickelt oder kam die Idee z.B. von einem Designer von Mute?

David Gooday, der urspr�ngliche Drummer der Band, machte damals den Vorschlag, das ich der S�nger von NITZER EBB sein sollte. Davor bestand die Band nur aus Bon Harris und David Gooday. Wir lebten damals in einer kleinen Stadt (Anm.d.R. es war Chelmsford, Essex) und wenn Du wolltest, das etwas geschah, musstest Du selbst etwas machen. Als wir NITZER EBB gr�ndeten, sollte es so eine Art Kollektiv sein, jeder arbeitete mit jedem zusammen und jeder hatte die gleichen Rechte. Es gab damals eine Designer, David Granger, aber f�r alle Entscheidungen, die mit der Band zusammen hingen setzen wir uns zusammen und entschieden sie gemeinsam.

Nach eurem ersten Tape „Basic Pain Procedure“ habt ihr eure ersten Platten noch selbst herausgebracht. Habt ihr das gemacht, weil ihr in dieser kleinen Stadt lebtet und es sonst keine M�glichkeiten gab, etwas herauszubringen?

Nein, wir kontaktierten damals Mute und das Factory Label, da wir nur bei einem von diesen Beiden etwas herausbringen wollten, aber sie wollten uns nicht. Also taten wir es selbst. Wir hatten ja diese Kleinstadt-Mentalit�t, wenn niemand anderes es machen will, dann machst Du es halt selbst.


Wie denkt ihr �ber eure Position in der Geschichte der so genannten EBM-Musik? Ihr wart ja mit einer der ersten wirklich erfolgreichen Bands und geh�rt sicherlich neben z.B. FRONT 242 und DAF mit zu den einflussreichsten Bands dieses Genres.

Ich wei�, dass es dieses Genre EBM gibt, aber wenn ich die Geschichte von NITZER EBB betrachte, sehe ich sie eher als Teil der Geschichte der alternativer, also nicht-Mainstream Musik. Die Musik, die wir damals, Anfang der 80er h�rten, war eine Kombination aus so vielen Stilen und Bands wie SIOUXSIE & THE BANSHEES, BAUHAUS; BIRTHDAY PARTY, DAF, KRAFTWERK, ABW�RTS und auch �ltere Sachen von z.B. CAN oder IGGY POP. F�r uns war es damals eine Art Weltanschauung und ein gewisser Lebensstil. Als wir damals anfingen Musik zu h�ren, so mit 11-12 Jahren, hatten wir das Gl�ck, das unsere �lteren Freunde diese ganze alternative Musik h�rten und auch wenn es nicht so war, dass sie uns diese Musik sozusagen „aufdr�ckten“ so h�rten wir sie doch die ganze Zeit und das beeinflusste uns nat�rlich. Der Grundgedanke, als wir damals die Band gr�ndeten, der Traum, der dahinter steckte, war, erstens die Musik machen zu k�nnen, die wir wollten und zweitens, das es Leute gab, die Deine Musik h�ren wollten und dich live sehen wollten etc. Wir dachten damals nicht �ber das gro�e Gesamtbild nach und machten uns keine Gedanken dar�ber, dass wir etwas in der Geschichte der Musik ver�ndern w�rden. Das wird uns erst jetzt, nach Jahren so langsam bewusst und es ist nat�rlich ein gutes, grossartiges Gef�hl.

Warum habt ihr dann damals die im Grunde den sehr unpopul�ren Weg gew�hlt und habt begonnen, elektronische Musik gemacht ?

Wir hassten einfach das Konzept dieser Gitarrenbands, auch wenn wir diese Musik damals h�rten. Normalerweise, wenn man eine Band gr�ndet, will jeder ein super Gitarrist oder Drummer oder so sein und wir hassten diesen Kram einfach und fragten uns, wen das eigentlich interessiert. Wir wollten einfach kraftvolle Musik machen und unsere Gef�hle und Energie herauslassen. Wir spielten damals in vielen Punk-Clubs und immer wenn wir dort ankamen und nur unseren kleinen Synthesizer und die beiden Drums auspackten sah man den Leute sofort an, dass sie sauer dar�ber waren, dass wir keine Gitarren hatten und wir uns nicht darum scherten, was sie dachten. Wir dachten dann jedes Mal: „Great“ (Anm.d.R.: Gel�chter in der Runde)

Du hast ja gesagt, dass ihr damals sehr viel Musik geh�rt habt. Wie wichtig war es damals und wie hat es sich evtl. heute verschoben oder ver�ndert?


Musik ist f�r mich immer noch alles, es ist der wichtigste Teil in meinem Leben und ich h�re eine gro�e Bandbreite an Musik. Als wir j�nger waren, war die Kleidung die Du trugst oder die Musik, die du h�rtest einfach wichtig, es bedeutete Dir Alles. Immer wenn eine Band, die wir gut fanden erfolgreicher wurde und es mehr Leute gab, die diese Musik h�rten, ver�rgerte es uns, weil wir so sehr speziell, so einzigartig sein wollten. F�r uns war es eine M�glichkeit unsere Identit�t zu zeigen.

Du hast einen sehr eignen Gesangstil, Du wirst ja auch gerne als „Shouter“ bezeichnet. Die meisten eurer Lieder handeln dann auch nicht von den klassischen Themen Liebe / Trennung / Herzschmerz sondern behandeln sozusagen „m�nnliche“ Themen. Erkl�re mir bitte kurz, warum das Deiner Meinung nach so ist:

Es dreht sich eigentlich alles um den �rger und die Wut, die wir in uns tragen. So klingt dann auch alles, was wir aus dieser Grundidee heraus machen auf eine druckvolle Weise sehr w�tend und kraftvoll. Ich erinnere mich, mal ein Interview mit LED ZEPPELIN gelesen zu haben, in dem stand, dass sie ja diesen so genannten „Heavy-Rock“ erfunden h�tten. Robert Palmer sagte daraufhin, dass er eigentlich bei praktisch jedem LED ZEPPELIN Song eine akustische Gitarre spielt. Aber jeder meint immer, bei ihnen w�rde eine Rockgitarre benutzt. Es ist eine Kombination aus der pers�nlichen Auffassung des Einzelnen und der unserer Vergangenheit, wie Musik aufgenommen wird. Ich denke, f�r mich und meine Texte, liegt es daran, dass ich nie meine F�higkeit verloren habe, �ber die Dinge, die um mich herum geschehen w�tend zu sein. Ich glaube, das ergeht eigentlich auch jedem so, wie oft sieht man Leute im Auto oder vorm Computer, die w�tend auf das Lenkrad oder die Tastatur hauen. Es ist ein Teil des Lebens und wir genie�en den energetischen Effekt der Wut und sie herauszulassen. F�r uns ist es ein Spa�.

Die heutige so genannte EBM-Szene wird immer mehr von einem kommerziellen Grundgedanken dominiert. Bands schlie�en sich zusammen, um erfolgreich und ber�hmt zu werden. Als ihr damals angefangen habt, habt ihr etwas wirklich neues und sehr spezielles entwickelt. Wie denkst Du �ber diese Ver�nderung?

Der einzige Grund, aus dem wir damals begonnen haben. Musik zu machen, der Grund f�r den Split vor 11 Jahren und warum wir jetzt wieder mit NITZER EBB Musik machen ist der gleiche: wir wollen etwas tun, bei dem wir etwas f�hlen. Wir wollen es f�r uns selbst, wir haben uns nie f�r den Ruhm oder das Geld interessiert. Wenn man sich den Back-Katalog non NITZER EBB anschaut, stellt man folgendes fest. Normalerweise, wenn eine Band ein Album fertig gestellt hat und danach neues Material erarbeitet, baut sie auf dem auf, was sie bis dahin geschafft hat. F�r uns war es immer so, wenn wir den Zeitpunkt erreicht hatten, das wir ein Album herausbringen dachten wir: So jetzt haben wir das gemacht, jetzt wollen wir etwas Anderes. Erst jetzt, nachdem die Leute eine Dekade Zeit hatten dar�ber nachzudenken, sehen sie, dass, weil wir jedes Mal die Richtung gewechselt haben, dies der Grund ist, warum NITZER EBB eben nicht nur EBM oder Techno oder was auch immer ist und erkennen es als Ganzes. Wir haben jetzt diesen rieseigen Spielraum, in dem wir uns bewegen k�nnen und das ist aufregend f�r uns und macht uns einzigartig. Bon hat noch sein Projekt MAVEN und ich meine Sachen mit TERENCE FIXMER, aber nichts kann die Bandbreite ersetzen, die NITZER darstellt. Sie reicht von Jazz zu Rock'n'Roll und von hartem Techno zu EBM – all dies ist ein Teil von NITZER EBB und es ist ein gro�artiges Gef�hl die kreativen M�glichkeiten zu haben.

Ich finde, ihr habt im Grunde als einer der Ersten EBM mit Gitarren kombiniert und so etwas wie einen Cross-Over Stil entwickelt. Jahre sp�ter kamen dann gro�e Bands die damit sehr erfolgreich wurden. Wo siehst Du eure Position in diesem Zusammenhang.

Es gibt dazu einen passenden Spruch: „pioneers get the arrows, settlers get the land" (Anm.d.R.: freie �bersetzung: „Die Pioniere ebneten den Weg, den die Siedler dann gingen“) und wir waren die Pioniere.

Warum hat sich Deiner Meinung nach die alternative Musik immer mehr in eine kommerzielle Richtung bewegt. Heutzutage gibt es ja praktisch keine kleine alternative Szene mehr, sondern es wird versucht aus allem m�glichst viel Gewinn zu schlagen.

In den 90ern haben die Plattenfirmen pl�tzlich bemerkt, dass dieses wachsende Genre v�llig �bersehen haben. Ich glaube, der Scheitelpunkt war, als NIRVANA damals bei Geffen unterschrieben. Sie waren bei Sup Pop, einer Tochterfirma, und arbeiteten genauso wie jede andere alternative Band auch. Dann wechselten sie zu Geffen und brachten ihr Album „Never Mind“ heraus, dass dann pl�tzlich 25 Millionen mal verkauft wurde. Da haben dann alle anderen Plattenfirmen gesehen, dass mit dieser Musik Geld zu machen ist und sie haben Bands unter Vertrag genommen. Wir haben k�rzlich ein Konzert in Anaheim, Kalifornien gegeben und hinter der B�hne Chester von Linkin Park getroffen. Er ist ein wirklich netter Kerl und ein wirklicher Fan unserer Musik. Linkin Park sind ein hervorragendes Beispiel daf�r, wie alternative Musik zu Mainstream wurde. Es dreht sich alles ums Geld. Geld verdirbt jeden.

Gibt es eigentlich neben Deiner Zusammenarbeit mit FIXMER noch andere Nebenprojekte oder sind welche geplant?

Terence und ich haben schon ein weiteres Album fertig gestellt, das hoffentlich im M�rz 2007 erscheinen wird. Ich habe z.B. mit FELIX DA HOUSECAT an einigen Songs f�r ein Album gearbeitet, aber er ist wirklich crazy und ich habe noch mal etwas mit den Berlinern von WARREN SUICIDE gemacht, dass aber noch nicht ver�ffentlich wurde. Au�erdem gibt es da einen englischen K�nstler, mit dem ich an einigen Songs gearbeitet habe, die n�chstes Jahr herauskommen werden. Ich habe immer etwas mit irgendwelchen Leuten gemacht, aber es gibt f�r Bon und mich immer klare Hauptprojekte, f�r Bon ist es MAVEN und NITZER EBB und f�r mich FIXMER / McCARTHY und NITZER EBB.

Warum hast Du nach dem Split von NITZER EBB nicht etwas Eigenes produziert und herausgebracht?

Ich habe etwas gemacht, es aber nicht ver�ffentlicht. Manchmal macht man einfach Musik f�r sich selbst und so war es auch bei mir. Ich muss nicht immer alles herausbringen und ver�ffentlichen. Ich habe mittlerweile zwar genug St�cke f�r ein Album zusammen, aber im Grunde m�chte ich sie gar nicht ver�ffentlichen. Ich habe es zwar einigen Leuten vorgespielt, aber es ich habe es eigentlich f�r mich gemacht. Bei vielen Musikern ist es ja immer so, dass sie jedem unbedingt vorspielen m�ssen, was sie gemacht haben, aber mich interessiert das nicht, manchmal geht es einfach nur darum, Musik zu machen.

Normalerweise w�re meine letzte Frage jetzt gewesen, wie es mit NITZER EBB weitergehen soll, ob es ein neues Album oder so gibt, aber die Frage haben wir ja schon gekl�rt. Also ist meine letzte Frage, was machst Du im Anschluss an die NITZER EBB Tour?

Ich werde mich in England erstmal etwas ausruhen, meine Kinder, Familie und einige Freunde treffen. Ich bin seit May auf Tour, es war echt ein verr�cktes Jahr. Ich werde dann voraussichtlich Anfang Dezember wieder nach Los Angeles fliegen um mit Bon die restlichen Songs f�r das kommende Album zu schreiben.

Nun, dann wollen wir hoffen, dass er nach der Tour noch zur Ruhe gekommen ist und warten gespannt aufs n�chste Jahr und auf das neue Album einer der wohl wichtigsten Bands in der EBM Szene. Vielen Dank an Douglas McCarthy f�r ein wirklich nettes Gespr�ch und alles Gute und ich w�nsche ihm weiterhin viel Erfolg mit NITZER EBB und seinen anderen Projekten.

Statistik: Verfasst von Plastikmann — 14.04.2008 (22:21)


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2008-04-14T22:14:04+01:00 2008-04-14T22:14:04+01:00 http://krachcom.de/phpBB3/viewtopic.php?t=7006&p=84866#p84866 <![CDATA[interviews • Gary Numan zum Album JAGGED]]> Nach den letzten beiden Alben „Pure“ und „Hybrid“ war es bis auf einige Wiederveröffentlichungen wieder mal still geworden um einen der wohl einflussreichsten Musiker der Neuzeit. Nach einigen Problemen mit seiner alten Plattenfirma Artful Records und sozusagen als frischgebackener Vater (meinen Glückwunsch noch mal dazu) präsentiert sich GARY NUMAN im Jahr 2006 mit JAGGED düsterer und aggressiver als je zuvor. Ich hatte eigentlich in den letzten Jahren eher wenig von ihm mitbekommen und wollte wissen, wie es ihm in den letzen Jahren ergangen ist und habe ihm daher die folgenden Fragen gestellt. Der Einfachheit halber habe ich seine Antworten dann gleich hinter den Fragen platziert, aber lest am Besten selbst:

Das letzte Album ist ca. 5 Jahre her und die letzten Veröffentlichungen waren soweit ich weiß Best Of, Remix- und Live Material. Wie empfindest Du die relativ lange Verzögerung bezüglich des neuen Albums. Bist damit zufrieden, weil Du unter Umständen die Meinung vertrittst, dass gute Dinge einfach eine gewisse Zeit brauchen?

Nein, ich finde nicht, dass etwas unbedingt Zeit braucht, um gut zu werden. Aber ich denke, 5 Jahre sind zu lang. Einen Grossteil dieser Zeit habe ich gar keine Musik gemacht. Ich hatte andere Probleme, die ich lösen musste. Aber das ganze letzte Jahr und ein Teil des Jahres vorher waren dem Album gewidmet. Ich wünschte, es wäre schneller gegangen, aber unglücklicherweise ist es nicht so. Es sind auch viele gute Dinge passiert, zum Beispiel habe ich jetzt eine Tochter. Ich verbringe viel Zeit mit ihr.

Ist es wahr, dass Du teilweise etwas sauer auf die Fans warst, die immer wieder ihren Unmut darüber geäussert haben dass kein neues Album von Dir herauskam. Du sagtest mal, dass es auch andere wichtige Dinge in Deinem Leben gibt, wie z.B. Deine Familie. Wie denkst Du im Moment darüber?

Ich liebe es schon mein ganzes Leben, Musik zu machen. Aber es ist nicht das einzige, was ich in meinem Leben habe. Da sind andere Dinge, die wichtiger sind – meine Frau ist wichtiger und meine Tochter ist ein wichtiger Teil, den ich auf keinen Fall missen möchte.
Ich möchte die wichtigen Dinge im Leben meines Kindes nicht verpassen, ich möchte meine Familie nicht enttäuschen. Es ist sicher so, dass meine Familie einen Einfluss auf den Erscheinungstermin hat, aber es gibt auch immer Fans, die wollen sofort oder morgen eine neue Platte. Es wird eine Zeit in der Zukunft kommen, in ein paar Jahren, dann will ich vielleicht gar keine Platten mehr herausbringen. Und das ist für mich wichtig: Ich mache Platten, wenn ich es will. Ich gehöre nicht den Fans und ich möchte selbst entscheiden, wann und wie ich Platten herausbringe. Ich sage den Fans dafür ja auch nicht, welches Album sie kaufen sollen, oder in welchem Laden sie das tun sollen. Ich schreibe niemanden vor, was er zu tun hat und erwarte den gleichen Respekt mit gegenüber.


Welche Gründe haben dazu geführt, dass Du nach NUMA Records nun mit MORTAL Records erneut ein eigenes Label gegründet hast? Glaubst Du, dass es nun einfacher wird, die Leute zu erreichen weil Du außer der Musik noch viel mehr Dinge kontrollieren kannst?

Es gab grosse Probleme mit der alten Plattenfirma, sie zahlten mir kein Geld und ich habe zum Beispiel auch keine Ahnung, wie oft das letzte Album verkauft wurde. Ich habe zum ersten Mal ein Album aufgenommen und es hat mich mein eigenes Geld gekostet, es zu promoten. Ich bin wirklich kein Mensch, der sich vom Geld leiten lässt, das ist ja auch offensichtlich, sonst würde ich mir sicherlich nicht 5 Jahre Zeit lassen, ein neues Album zu veröffentlichen, aber das war eine Situation, in die ich nie wieder geraten will. Der einzige Grund, warum ich MORTAL gegründet habe ist, dass ich es satt hatte, von den Plattenfirmen belogen und „fucked“ zu werden. Es hat weniger mit der Kontrolle als vielmehr mit der Gewissheit zu tun, dass nun, wenn wir uns entscheiden etwas zu tun, es auch umgesetzt wird. Es hat etwas damit zu tun, in der Lage zu sein, Entscheidungen zu treffen und sie auch in die Tat umzusetzen. Keine Entschuldigungen, keine gebrochenen Versprechen. Ich weiss genau, wo ich mit meinem eigenen Label stehe und ich lasse mich nicht durch die kindliche Politik der Plattenfirmen und falsche Absichten demoralisieren. Ein eigenes Plattenlabel zu betreiben hat manchmal etwas von einem beängstigenden Albtraum, aber es ist besser als „Rate mal, wer lügt“ mit Plattenfirmen zu spielen.

Du wolltest mit JAGGED düsterer, schwerer und atmosphärischer klingen. Beim Hören ist mir aufgefallen, dass fast alle Songs ein Intro von bis zu 1 Minute haben. Ist das Deine Art, einen Spannungsbogen aufzubauen.

Nun ja, ich fühle mich nicht an die allgemeine Regel gebunden, dass nach den ersten 30-60 Sekunden eines Liedes der Refrain oder so kommen sollte. Ich stelle keine Erwartungen daran, im Radio gespielt zu werden, also habe ich die Freiheit, das Lied sich auf eine andere Art entwickeln zu lassen. Für mich ist die Stimmung und die Atmosphäre wichtiger, als möglichst schnell zum „guten Teil“ eines Liedes zu kommen. Zudem ist ein langes Intro für mich eine interessante Weise, eine Stimmung sich entwickeln zu lassen, sei es eine Bedrohung oder was auch immer gerade benötigt wird, bevor der Hauptteil des Liedes einsetzt. JAGGED ist ein Album, dass sich besonders gut dazu eignet, über Kopfhörer oder bei einem lauten Konzert gehört zu werden. Im Auto klingt es z.B. nicht so gut, da viele der ruhigeren atmosphärischen Momente vollständig verloren gehen. Aber ich denke, dass diese atmosphärischen Momente helfen, Spannung oder Erwartung bei vielen Liedern aufzubauen.


Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit ADE FENTON und wie war es, mit ihm zu arbeiten? Wie war die Arbeit organisiert?

Es war eine fantastische Erfahrung. Wir arbeiteten sehr gut zusammen, sehr schnell und das allein war schon sehr aufregend und anspornend. Ideen kamen so schnell. Ich habe enormen Respekt vor seiner Art, Sounds zu entwickeln und die unglaubliche Art, wie er dazu neigt, ein Lied zu hören. Er scheint Songs auf eine völlig andere Art zu hören, als jeder andere und er verbindet völlig ungewöhnliche Dinge mit ihnen, die aber trotzdem irgendwie immer dazu passen. Zwischen uns gab es sehr wenige Widersprüche und wenn, waren sie leicht und freundlich behoben. Er ist ein großes Talent und wenn er so weitermacht, wäre ich überrascht, wenn er nicht einer der bekanntesten und gefragtesten Produzenten auf der Welt wird. Ich schätze, das einzige, was ihn davon abhalten könnte, wäre seine Entscheidung, was er aus seinem Leben machen soll. Ich bin mir nicht sicher, ob er ein Produzent sein möchte.

Auf JAGGED sind einige sehr bekannte Gastmusiker zu hören, wie z.B. Jerome Dillon von NIN, Rob Holliday von THE PRODIGY und der Drummer von THE CURVE: Monti. Bitte erkläre kurz, wie es war, mit ihnen zu arbeiten.

Das ist schwierig zu erklären, da ich nicht mit ihnen zusammen im gleichen Studio gearbeitet habe. Alles geschah getrennt voneinander. Monti und Rob nahmen die meisten ihrer Sachen in ihren eigenen Studios auf und sandten sie mir dann zum anhören zu. Bei Jerome Dillon, der eine wirklich fantastische Arbeit abgeliefert hat, war es ebenso. Der Punkt ist, dass dies alles unglaubliche Musiker sind und sie brauchen mein wachendes Auge nicht, um zu erkennen, was ein Song noch benötigt und wie man es transportieren könnte. Einer der Gründe, warum ich sie auf dem Album haben wollte, ist ihre Art, wie sie ihre Instrumente spielen und daher machte es Sinn, sie einfach ihr Ding machen zu lassen. Es ist aufregend zu hören, was sie in der Vergangenheit gemacht haben. Jeromes Teile auf „Halo“ und „Haunted“ haben mich zum Beispiel im Studio auf und ab springen lassen, so brillant fand ich sie.

Einige im Moment sehr erfolgreiche Bands wie z.B. THE KILLERS, GOLDFRAPP oder THE BRAVERY scheinen sehr von Deiner Musik beeinflusst zu sein. Wie ist das für Dich und interessierst Du Dich überhaupt für die im Moment so angesagte „Indie-Pop“-Szene?

Egal ob ich diese Bands mag oder nicht, ich kenne mich wirklich nicht sehr gut in den musikalischen Bereichen aus, aus denen sie kommen. Es ist immer schmeichelhaft, von anderen als Einfluss genannt zu werden und ich bin sehr stolz auf die Tatsache, dass ich sehr oft genannt werde. Es ist eine Ehre, dass diese Leute mich und meine Musik als Einfluss auf ihre Arbeit nennen und ich bin ihnen dafür sehr dankbar. Wenn Bands wie NIN, MARYLIN MANSON oder die FOO FIGHTERS eine Coverversion eines deiner Songs machen, kannst nichts anderes tun, ausser sehr stolz darauf zu sein.

Was empfindest Du, wenn Bands wie die SUGAR BABES deine Lieder benutzen um daraus so etwas wie „cheasy“ Pop-Musik zu machen. Fühlst Du Dich geehrt oder interessiert es Dich eher nicht?

Nein ich fühle mich sehr geehrt. Ich glaube, es gibt für einen Songwriter kein grösseres Kompliment, als wenn andere Künstler ihn covern oder Samples von Dir benutzen. Bei mir sind geht es von NIN bis zu den SUGAR BABES und noch viele andere wie z.B. BASEMENT JAXX, AFRIKA BAAMBAATA und FEAR FACTORY, also sehr breit gefächerte musikalische Spielarten. Ich finde das sehr cool und es bedeutet mir sehr viel.

Ich finde, Dein neues Album klingt sehr hymnisch und auf eine gewisse Art und Weise auch aggressiv. Meiner Meinung nach hat es Ähnlichkeiten mit der Musik von Bands wie THE PRODIGY oder NIN. Beeinflussen diese modernen Crossover-Industrial Bands Dich?

Um ehrlich zu sein, beeinflusst mich eigentlich fast jeder. Es gibt so viele begabte Menschen auf der Welt und wir alle können etwas voneinander lernen. Trent Reznor (NIN) sagt über mich, ich hätte ihn stark beeinflusst, ich würde das gleiche über ihn sagen. Liam Howlett (THE PRODIGY) hat mal sehr nette Dinge über mich gesagt und ich würde ihm das gleiche erwidern. Das sind schlaue Leute voller Ideen und wir alle können uns helfen, die Ideen zu etwas Einzigartigem zu formen, dass die Musik vorantreibt. Es dreht sich alles darum, kleine Nischen der Inspiration zu finden, die unsere Phantasie entfachen, um etwas Neues schaffen zu können.

Ein wichtiger Teil Deiner Musik scheint mir Deine sehr spezielle Stimme zu sein. Wie wichtig ist Deine Stimme für Dich persönlich?

Ich finde wirklich, dass meine Stimme ziemlich schwach ist und sie war lange Zeit eine Quelle der Frustration für mich. Aber ich habe erkannt, dass sie klanglich einen ganz bestimmten Widererkennungswert hat. Das ist etwas, das in gewisser Hinsicht etwas sehr Wertvolles ist, und ich habe daher tendiert, meine Stimme so zu akzeptieren, wie sie ist und das Beste daraus zu machen. Ich sehe mich definitiv nicht als Sänger oder so etwas aber es ist alles, was ich habe.

Und damit hat er etwas wirklich einzigartiges und ich will hoffen, dass uns GARY NUMAN auch in den nächsten Jahren musikalisch beeindruckt und sich möglichst nicht zu schnell ins Familienleben verabschiedet.
Ich danke Gary für ein wirklich nettes Gespräch.

Statistik: Verfasst von Plastikmann — 14.04.2008 (22:14)


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2007-03-14T16:04:25+01:00 2007-03-14T16:04:25+01:00 http://krachcom.de/phpBB3/viewtopic.php?t=5445&p=67554#p67554 <![CDATA[interviews • The Rorschach Garden]]> (exklusiv & ungekürzt - FEB. 2007)


Frage: Bei TRG ist in der letzten Zeit immer von "Electro-Pop" die Rede... Da zucke ich immer etwas zusammen und denke an seichte Synthiemusik, sowie an beschissene Frisuren. Synthie-Pop war doch bestimmt für euch im Industrial-Underground Anfang der 90er ein echtes Feindbild, oder? Wie steht ihr heute zu diesen Begrifflichkeiten? Egal? Warum kann man nicht einfach wieder "New Wave" oder "Indie" zu Musik sagen?

PM: Natürlich kann man auch 'New Wave' oder 'Indie' dazu sagen. Da die meisten unserer Stücke eindeutig Songs sind, neigen wir halt eher zu diesem Begriff. Außerdem hat der Synth-Pop der frühen bis mittleren 80ern doch einiges zu unserer musikalischen Sozialisation beigetragen. Denke ich an Human League, OMD, Depeche Mode, Ultravox und viele weitere - die Liste ist wirklich recht lang - habe ich auch kein schlechtes Gefühl dabei. Es war damals auch ein wichtiger Grund für mich, Waver zu werden, weil die Musik, die man im Radio hörte, dann doch immer schlechter wurde. In der Waveszene blieben die eigentlichen Ideale, die man mit Synthpop verband, erhalten und entwickelten sich auf angenehme Weise weiter. Bis es dann, vor allem in der deutschen Szene 1990 zu einem Bruch kam, der mir sehr zu denken gab; aber das ist eine ganz andere Geschichte... Die kommerzielle Szene war damals überhaupt kein Feindbild, sondern hat uns einfach überhaupt nicht mehr interessiert. Ich sah weder fern, noch hörte ich Radio. Wenn ich mir heute gelegentlich so Retro-Shows ansehe, dann kenne ich die meisten Sachen aus der Zeit 1988-92 überhaupt nicht. Industrial war für mich schon immer ein tolles Thema (die Strategien gegen Architekturen hat 1986 meine Begrifflichkeit von Musik total verändert), stand aber nie im Kontrast zu den wavigen Sachen, die wir alle damals auch hörten und mochten.

Frage: Auch wenn die typischen TRG-Sounds eher poppig angelegt sind, so sind eure Texte doch immer sehr kämpferisch und kritisch. Dieses Interesse für gesellschaftliche Vorgänge ist für eher auf sich selbst fixierte Vollblutmusiker sehr ungewöhnlich - Besteht da ein tieferes Interesse an Soziologie bei einigen TRG-Membern? Woher kommt z.B. eure Abneigung (oder ist es gar Hass!!?) auf's gute Fernsehen?

PM: Ich hänge nach wie vor der, vielleicht etwas altmodischen Auffassung an, dass man so eine Möglichkeit nutzen sollte, sie zum Besten Aller zu nutzen. Was bleibt mir denn langfristig, wenn ich mich nur um das Wachstum meines Egos kümmere? Ich wäre dann irgendwann komplett isoliert, weil keiner mehr da ist, der mich verstehen kann oder will, außer vielleicht manch armseligen Trittbrettfahrern, die sich dadurch erhoffen, ein Stück vom
Kuchen abzubekommen. Musik ist Kommunikation, ist gemeinsames Erleben, wie es auch ein Gespräch oder auch wortlose Zweisamkeit sein kann. Gerade in einer Zeit, wo man sich immer mehr voneinander abschottet, ist Kommunikation der einzige Weg, da wieder rauszukommen. Als Einzelner ist man schwach und den Machenschaften machtgieriger Menschen und Organisationen hilflos ausgeliefert. Heute geht kaum noch einer zum Demonstrieren auf die Straße: Nicht aus Unlust, sondern aus Angst, alleine da zu stehen.
Es ist auch nicht so, dass wir Fernsehen ablehnen. Es bestürzt uns nur immer wieder, wie verschwenderisch und verantwortungslos damit umgegangen wird. Anscheinend geht es nur noch um Quoten und die damit zusammenhängenden Werbeaufträge. Sind die denn alle bescheuert geworden??

Frage: Ist doch heutzutage eigentlich mega-out als Band eine Message zu haben, oder? In dem Zusammenhang: Was hat es mit dem Wurfstern auf dem Cover auf sich? Umsturz jetzt?!

PM: Ist das ein Wurfstern? Für mich wirkt es eher wie ein Pfeilsymbol, welches in viele Richtungen zeigt. Mit Gewalt haben wir nichts zu schaffen. Und was bringt uns schon ein Umsturz? Da wird doch bloß die herrschende Elite durch eine Neue ersetzt und die Allgemeinheit hat immer noch das Nachsehen. Lieber bin ich hartnäckig mit Worten und Botschaften, aber Kämpfen würde ich das nicht nennen. Eher Penetranz. Und was soll den daran out sein? Hinsichtlich der Tatsache, dass vielleicht nun auch mal der Letzte merkt, dass mit unserer Welt Dinge passieren, die für die Zukunft der Menschheit gar nicht so toll sind,
sollten Inhalte wieder dazu dienen, wie man auf kreative Weise Prozesse in Gang bringen kann. Wie man wieder miteinander kommuniziert.

Frage: Die Gast-Stars auf dem neuen Album... Habt ihr da CDs hin- und her geschickt oder wart ihr wirklich zusammen im Studio? Wie kamt ihr überhaupt auf Monsieur Charles De Goal? (Rhetorische Frage, denke mal, den habt ihr beim UCOD-Festival kennengelernt. Aber na ja, ihr wisst schon, die lieben Leser...).

PM: Beim UCOD haben wir uns endlich mal persönlich getroffen. Den Kontakt gab es schon etwas länger, er ergab sich vor einem knappen Jahr dank Myspace. CDG war schon immer einer unserer Helden und wir haben schnell gemerkt, dass er sehr nett und sympathisch ist und irgendwann habe ich dann meinen Mut zusammengenommen und ihn gefragt. Und das ist dann dabei rausgekommen. Zum Glück muss man dafür keine CDs mehr hin und herschicken - das geht mit DSL wesentlich schneller und komfortabler. Der Gute wohnt schließlich in Paris und das ist doch eine ganz schöne Ecke... Aber vielleicht klappt es ja dieses Jahr, dass wir mal ein Konzert zusammenspielen und dann gibt's natürlich 'Lhomme deconnecté (wofür er auch den Text geschrieben hat - mein Französisch ist nun mal echt schlecht).

Frage: Und Psyche? Irgendwie eine tragische Band; eigentlich müssten die im Jahr 2007 doch fast so groß wie Depeche Mode sein wie oder? Fußnote: Ich finde, dass Darrin bei "Life Is A Combat" etwas leise abgemischt ist. Den hört man ja kaum... Aber geiler Song, einer der besten von TRG ever!

PM: Danke für das Kompliment! Wir haben uns den Gesang aufgeteilt, da meine ursprüngliche Gesangsmelodie im Refrain nicht zu seiner passte. Ich hab' ihm dann die Refrains überlassen und selbst die Strophen übernommen, wobei Darrin da teilweise auch mitgemacht hat - aber eher im Hintergrund. Auf jeden Fall hat Psyche deutlich mehr Beachtung verdient. Schade ist nur, dass viele jüngere Leute die gar nicht mehr kennen. Ich hoffe, dass sich das wieder ändern wird und versuche, meinen winzigen Teil dazu beizutragen. Nicht nur mit 'Life is a Combat' sondern auch mit Remixen und wer weiß, was noch für Kollaborationen in naher Zukunft...

Frage: 80er- Reminiszenzen Teil 17 - Ihr dachtet beim Track "Click Click" doch schon an die gleichnamigen Kult-Elektroniker, oder? Überhaupt kann man bei euch bei genauerem Hinsehen eine gewisse EBM-Ader ausmachen (bes. bei Track #01).

PM: Also, wenn Click Click EBM gemacht haben, dann heiße ich.... Ihre Musik lief früher unter dieser Bezeichnung, aber nach heutigen Maßstäben würde niemand mehr EBM dazu sagen. Wir haben die 'Rorschach Testing' neulich wieder entdeckt und finden es ein
Hammer-Wave-Album! Diese Band ist ja leider auch komplett untergegangen. Nein, die Hommage an Click Click war schon immer Teil unseres Namens, aber in dem Song geht es um was ganz anderes: Ich hab' zwar früher als Kind nie gesehen, aber Babsi und Natascha sind nach wie vor noch große Fans von 'Robbi, Tobbi und das Fliewatüt'. Und genau darum gehts. 'Click Click' sind die Geräusche, die Robbi ständig von sich gibt. Natürlich war der 'Old- Skool- EBM' in gewisser Hinsicht prägend für mich. Ich meine, Front 242 in den 80ern ganz großes Kino!! Wenn, dann schleichen sich solche Reminiszenzen aber unbewusst ein. Die Grundidee für #01 war eher, den frühen Psyche-Sound aufzugreifen, damit Darrin sich sofort darin zu Hause fühlen kann.

Frage: Bleiben wir bei den 80ern..."Catch Your Fall" erinnert irgendwie an "Catch My Fall" von Oberlippe Billy Idol; natürlich nur vom Songnamen her...Auch eine Assoziation: "Catch Me I'm Falling" (REAL LIFE)... Keine Coverversion diesmal?

PM: Nö, keine Coverversion. Die gab's doch bei der Letzten auch nicht. Und wenn schon Vorbilder dafür, dann ist es eher unsere Variante einer Hommage an Bakterielle Infektion (...ehrlich...). Seit wir mal zusammen in Wismar gespielt haben, haben wir irgendwie
einen Narren an denen gefressen. Überhaupt gibts mittlerweile, gerade hierzulande eine Menge toller Bands, wie 'Die Perlen', 'WE', 'QEK- Junior', 'File not Found', usw... Dank Internet bekommt man solche Sachen auch viel schneller mit. Früher war man immer auf Tapes von Freunden angewiesen, wenn man mal wieder was Neues entdecken wollte.

Frage: Was ist eigentlich mit Rasputeen? Kenne da nix von, mach mal ein bisschen Werbung für das Projekt hier! Gibt es da keine Überschneidungen, was das Klientel und auch die Musik betrifft?

PM: Naja, am Anfang sollte es ja geheim bleiben. Mittlerweile sehe ich das nicht mehr so eng. Ich hatte nur damals die Befürchtung, dass ich sowas, wie 'ach, schon wieder was von dem..' zu hören kriege. Aber die Papiertüte bleibt trotzdem auf dem Kopf... Was ich mit TRG nicht machen möchte, nämlich deutsche Texte, kann ich bei Rasputeen ausleben. Ich schreibe mir nie was auf, denn gerade die Texte sollen direkt aus dem Bauch kommen. Musikalisch ist es NDW mit minimalen Industrial- Einflüssen. Wir sind die unehelichen Söhne von 'Der Plan', 'Palais Schaumburg', 'Wirtschaftswunder', 'DAF' und anderen. Kurioserweise kommen die Alben auf 'Invasion Wreck Chords', einem weißrussischen Label (Ambassador 21 - sind die gleichen Leute...) raus. Wer sich dafür interessieren sollte, kann die Sachen beim Ant-Zen Mailorder bestellen. Zusätzlich sind wir auch bei Kernkrach, wo wir bisher bei zwei Samplern mit dabei waren. Eine exklusive Labelbindung haben wir aber nicht. War das jetzt genug Werbung?

Statistik: Verfasst von Infektion — 14.03.2007 (16:04)


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