Auf Anfrage. Bericht Berlin Bruit vom Black.
Erster Teil. Nächster Teil -wenn ich wieder Zeit habe- am Donnerstag oder Freitag.
Vollständig, nur das Anfangsgeplänkel weggelassen, da es nichts mit dem Konzert zu tun hat.
Die Warteschlange war lang vor dem Einlass in den Club in die „Music-Hall“ in den Gewölben unter der Jannowitz-Brücke; eine erfreuliche überraschung angesichts der düsteren Gerüchte, es gäbe kaum Kartenvorbestellungen, die von zahlreichen last-minute-promomails mit der dringenden Bitte um Weiterleitung bestätigt zu werden schienen.
Der Andrang ließ auch eine ganze Weile nach Einlass nicht nach, und nach Passieren der Kasse und des Barraumes durchquerte man eine relativ große Dancehall (in der eine Parallelveranstaltung angekündigt war: eine And One-Party), bis man, dem Besucherstrom folgend und geschwätzig weil ständig auf Bekannte stoßend, durch einen schlauchig-eckigen Durchgang in einem weiteren, etwas kleineren Gewölbe ankam. Darin neben Hörsturz-Stand und bescheidenem bis gar keinem Merchandising.Angebot eine Bar, Bühne samt PA und Videoleinwand; großformatige Bilder hängen von der gekrümmten Decke in den Raum, aber bedingt durch die Krümmung der Wände bzw. Decke und dem Mangel an Beleuchtungskörpern kamen die beklemmenden Ölgemälde mit den beunruhigt dreinblickenden Figurengruppen von Liz Hassall leider wenig zur Geltung; von Ausstellung kann angesichts der Hängung ohne Licht und Titel nicht die Rede sein. Auch die angekündigte Filmvorführung habe ich nicht mitbekommen, aber das war glaube ich weil die gar nicht stattfand. Mit gut 300 Besuchern proppenvoll, entwickelten sich im Saal leider im Lauf des Abends Temperaturen von gefühlten 35 Grad im Schatten; das Klima entsprach einem durchschnittlichen Tropentag zwischen Aguirre und Dune.
Anfangs wars erträglich, um nicht zu sagen angenehm, als Ditterich von Euler-Donnersperg, Kaderführer und Werksleiter des traditionsreichen Walter-Ulbricht-Schallfolien-VEB in Hamburg die Bühne erklomm und Platz nahm, um in seiner Eigenschaft als „Sachwalter“ unveröffentlichtes Tonmaterial des ominösen Trios abzuspielen.
Zwischen den ausladenden, angenehm kühlen und distanziert-schwebenden Ambient-Stücken verkündete er dem mäßig-interessierten Publikum den Text „Keiler“ – ein Werk im gewohnt ungewöhnlichen Dadadonnersperg-Stil, voller bizarrer Wendungen innerhalb der Sätze und umwerfender Neologismen bzw. Zusammensetzungen , die sich dem rationalen, interpretativen Denken entziehen, so dass „vom kunstquittierten Weltenschein“ dem Hirn frei zu assoziieren eingeflüstert ward um dem entstellt zu werden von Formeln die geeignet waren, sich „aller gottgegebenen Gotteshäuser zu entschlagen.“
Das Dauerfeuer meta-metaphorischer Bildgewalt ermüdete allerdings selbst die ausdauerndsten ZuhörerInnen, und die, die schon ausgestiegen waren, waren selbst dreist am Schwätzen, was es zunehmend erschwerte, Donnerspergs dezent donnernd davongaloppierenden Sätzen zu folgen; bzw. ihre Spuren aus dem eben gehörten Abstrakta herauszufiltern, was fast zwangsläufig zu einem Sprachszentrums-Overflow führen muss.
Gut, dass die Temperaturen der Hirnwindungen anschließend von einer Runde irisierend-unterkühlter WERKBUND-Elektronik noch ein wenig gesenkt wurden, bevor es nach kurzer Umbaupause mit einer weiteren Industrial-Legende der ersten Generation weiterging.
Fortsetzung folgt am Donnerstag oder Freitag