Heimcomputer 80 "Unsere moderne Welt" (L. White Records, 2002)
Nun gibt es von Heimcomputer 80 eine CD mit 12 Titeln. Einige davon waren bereits auf der Demo-CD von 2001. So auch das Titelstück "Unsere moderne Welt", das damals auf meiner CD unter dem Titel "The End" lief (es könnte sich dabei allerdings auch um einen Beschriftungsfehler handeln, denn ein "The End" ist auch auf der neuen CD). Insbesondere gefallen mir auf "Unsere moderne Welt" neben dem Titelstück die Stücke "No Answers", "Maschinen-Wesen", "Tanz und Randale", "Mechanisches Glück" und "Kampflied". Die Stücke hören sich nicht nur nach Computermusik an, sondern klingen auch so als seinen sie von Computern komponiert, was ich nicht negativ meine. Das alles wirkt völlig humorlos, so wie Computer halt sind. Die Maschinen sind hier der Mittelpunkt, so wird hier nicht über menschliche Gefühle debattiert, sondern darüber nachgedacht "was im Innern dieses Computers" wirklich vor geht ("Maschinen-Wesen"). Auf "Mechanisches Glück" hört man/Frau das es auch glückliche Roboter geben kann. Heimcomputer 80 geht mit der Computersierung weiter wie Kraftwerk auf "Computerwelt", wo die Düsseldorfer versuchten dem ganzen eine menschliche Note zu geben. Menschen spielen auf "Unsere moderne Welt" eine Nebenrolle, die wie im Titelstück entweder nur gesteuert werden oder sich aber im "Kampflied" gegen das (Computer-) System auflehnen. Hier hört man dann auch eine menschliche Stimme "ich lehne die Grundübereinkunft des Gemeinwesens ab, insbesondere die überbewertung von Besitz" rufen. Das klingt radikal.
Passend zur ganzen Thematik wird auf der DIN-A-5-CD-Verpackung auch nicht der Name des Kopfes hinter Heimcomputer 80 (also Heiner Gehring) genannt, sondern nur die verwendeten Computer, die hier nicht Instrumente sind, sondern Heimcomputer 80 als Band darstellen.
Gaukeli
www.8bit-musik.de
www.lwhite-records.de
http://blechluft.onart.com/rezen.htm
Februar 2003
HEIMCOMPUTER 80 - Unsere Moderne Welt (CD 2002)
(L.White Records www.lwhite-records.de www.8bit-musik.de )
Und wieder mal eine Minimal-Electro-Scheibe, die auf lächerliche 200 Exemplare limitiert ist. Mit dem Argument, dass man nicht weiß, wie viele Exemplare von so einer Veröffentlichung weggehen und man deshalb nur wenige hergestellt hat, kann mir inzwischen keiner mehr kommen, denn erstens weiß inzwischen jeder, dass es eine gewisse Klientel für solche Klänge gibt, so dass auch einige 100 CDs mehr weggehen und zweitens wird ja ganz bewusst mit der geringen Auflage geworben. Immerhin hat L.White Records nicht aufgrund der kleinen Auflage den Preis unverschämt hoch angesetzt, wie manch andere Bands und Labels es tun. Gerade bei einer CD-R Veröffentlichung, wie hier, macht eine Limitierung keinen Sinn.
Aber das ist in dieser Szene ein allgemeines Problem und soll nicht meine Meinung zur Musik von HEIMCOMPUTER 80 beeinflussen. Kurz gesagt: die Musik hält, was der Projektname verspricht. Minimalistische Electroklänge, ganz im Stile der 80er Jahre, die auf Heimcomputern von so kultigen Herstellern wie Atari, Commodore und Schneider produziert wurde. Schon die ausgesprochen erfolgreichen Welle: Erdball haben auf ihren letzten Alben immer auch ein Lied vom Commodore C 64 dabei gehabt und das klang immer ausgesprochen sympathisch. Teilweise klingt es tatsächlich wie die legendäre Musikuntermalung zu vielen Spieleklassikern. Mal ist es tanzbar, mal etwas experimenteller und eben immer extrem minimalistisch. Allerdings muss ich dem heutigen Glauben widersprechen, dass die damaligen Computer eben nur derartige Klänge zustande gebracht haben. Da war durchaus mehr drin, nur ist eben diese Musik, die es auch hier zu hören gibt derzeit angesagt und so wird sich gar nicht bemüht, mehr aus den alten Maschinen herauszuholen. Das heißt jedoch nicht, dass ich auch nur das Geringste gegen "Unsere Moderne Welt" einzuwenden hätte, im Gegenteil, die CD macht wirklich Spaß, auch wenn es stilechter gewesen wäre, das Ganze auf Vinyl zu veröffentlichen. Viel Gesang gibt es nicht, hauptsächlich Sprachsamples, in denen auch mal politische Themen vorhanden sind, die aber insgesamt zu schwammig bleiben, um sich da ein Urteil zu bilden, ob es nur ein Stilmittel oder tatsächlich eine Stellungnahme ist. Wer Vergleiche braucht, sollte sich in seiner Fantasie irgendwas zwischen Notstandskomitee/Das Kombinat und Welle: Erdball/Bakterielle Infektion vorstellen und trifft den Punkt damit recht genau. Die CD kommt mit einem gedruckten A5 Cover in einer Plastiktüte, der auch noch eine gute alte 5 ¼ Zoll Diskette beiliegt, die ich leider nirgendwo reinschieben kann, um zu überprüfen, ob sie irgendwelche interessanten Daten enthält. Im Zeitalter von CD-R, DVD+R, Tesafilm und anderen Datenspeichern also ein netter Anachronismus, der bei dieser CD Sinn macht, aber natürlich nicht mehr als ein netter Scherz ist. Natürlich dürfte es inzwischen schwer sein, die Veröffentlichung irgendwo zu bekommen, aber im Mailorder Bereich von www.bakterielle-infektion.de sollten Chancen bestehen.(A.P.)
KONTAKT ZU DEN AUTOREN: (A.P.) = Alexander Pohle (H.H.) = Haiko Herden
BACK AGAIN
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