THOROFON this summer suicide

[L.White]

Thorofon ? ?This Summer - Suicide? (CD)
L. White Records
Bis auf je ein großes rotes Farbelement innen und außen im Folder ist die Gestaltung dieser CD komplett in schwarzweiß gehalten. Minimalistisch und zaghaft, fast verträumt ? aber dann wohl eher in Albträumen versunken ? beginnt dann auch dieses Livealbum. Doch schon bald entwickeln sich regelmäßigere Strukturen in den Soundscapes und Rhythmus- und andere Klangmaschinen legen los, sodass man sich eigentlich gut vorstellen kann, dass dieses Jahr in Ulm einiges los gewesen sein muss. Zum Vergleich fallen mir spontan ältere FRONT 242 mit einer düstereren Thematik ein, bei den noisigeren, den ohnehin oft komplexen Rhythmus brechenden Passagen kommt einem dann vielleicht eher SPK oder THROBBING GRISTLE in den Sinn. Auf jeden Fall möchte ich es ? namedropping hin oder her - als Lob aufgefasst haben, dass mich ?embowel the society? etwas an TGs ?hamburger lady? erinnert. überhaupt findet sich ja ein gewisses Nichteinverstandensein mit manchen Tendenzen der ?society? des Öfteren im Werk der beiden von THOROFON, was auch eine thematische Nähe zu SPK oder ANENZEPHALIA aufzeigt. Ein sehr starker Titel ist für mich auch ?no response,? in welchem kurze Krachattacken ganz besonders heftig immer wieder in eine ohnehin bedrohliche Klanglandschaft mit ihrem schwerfälligen Rhythmus einfallen. Im letzten Titel, ?riotdictator?, darf der Rhythmus dann wieder etwas geradliniger durchbrechen und nachdem man möglicherweise gegen das ?revival of the sickest? angetanzt hat, ertönt auch noch etwas Applaus am Ende der CD, dem ich mich eigentlich nur anschließen könnte. Soundmäßig klingt die Scheibe für eine ? übrigens ohne Playback eingespielte ?Live-CD überraschend klar und sauber, sodass das Geklatsche am Ende fast der einzige Beweis für den Livecharakter dieses Albums ist. Ob der Titel dieses Albums tatsächlich die optimale Empfehlung für sommerliche Aktivitäten ist, darf durchaus bezweifelt werden, musikalisch finde ich diese vielschichtige Mischung aus Rhythmus und Krach, mit männlichen wie weiblichen Vocals, auf jeden Fall empfehlenswert. Holt sie euch!
(KMF)
BLACK Magazin Ausgabe 34 (Winter 2003/04)