Wilt "As giants watch over us"

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Wilt "As giants watch over us"

Beitragvon adnoiseam » 04.07.2004 (19:31)

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einige Rezension der neue Wilt CD "As giants watch over us" (Ad Noiseam adn35):

aus Black:
WILTs Dark Ambient lebt von einer gewissen Wärme und Feinfühligkeit. Es geht ihm nicht um mystische Bedrohlichkeiten oder außerweltliche Leere. Bei ihm klingen Gefühle wie Verzweilfung, Niedergeschlagenheit, Wehmut oder Sehnsucht durch die elektro-akustische Patina und Droneverschiebungen. Es ist einfach nicht so monströs wie andere und trifft daher den Hörer an ganz anderen Stellen. Ich denke bei ihm immer eher an alte Dachböden und verlassene Hotels, als an dunkle Höhlen oder Asteroidenkrater wie bei LUSTMORD oder LEGION. In seinem neusten Werk hat er die Musique Concrète Atonalitäten stark reduziert und durch fließendere, dröhnendere und verwaschenere übergänge geglättet. Neben eher Electronica Empfindlichkeiten in Duktus und Sounddesign (vielleicht auch der zusätzlichen Soundbereitstellung durch MILES TILMANN und AUGUR geschuldet), haben sich diesmal schon geisterhafte Rhythmen eingeschlichen. Das ist immer noch subtiler als subtil, aber das Album durchzieht ein matter Rhythmuspuls, der sich durch die Langwellen-Radio-Rausch-Ästhetik unauffällig an der Wand entlang stiehlt. Genauso könnte man manchmal von Melodiefragmenten sprechen, die sich aus den hallenden Klangquellen schälen. Verschämt natürlich, aber von warmem Timbre und nostalgischer Unheimlichkeit getränkt. Das ist ja eben die hohe Kunst der Musik, klangliche Entsprechungen für Konzepte/Gefühle zu finden, und nicht nur die originären Sounds zu zitieren, die damit assoziiert werden. Ich fühle JAMES KEELERs Musik mehr, als daß ich sie sehe. Das war schon immer sein Plus, aber diesmal hat er sich selbst übertroffen.

aus Orkus:
War es vor zwei Jahren auf Radio 1940 der Geist der 40er Jahre, der den
amerikanischen Klangtüftler James Keeler zu seinen filigranen
Landschaftsklangmalereien inspirierte, so ist es nun der aktuelle politische
und soziale Zeitgeist. In dreizehn appetitliche Häppchen zerlegt, taucht
Wilt den Hörer mit seinen kunstvoll gewebten Klangkollagen in ein
geheimnisvolles Zwielicht, das unterschwelliges Unbehagen und Spannungen
hervorruft, fast so, als könnte man den kalten Luftzug des schwingenden
Damoklesschwerts über der Welt physisch spüren. Das ?Sounddesign? dieser
Alptraumfahrt ist erstklassig und dürfte Hirnkinofetischisten genauso
zufrieden stellen wie den Freund subtiler Klangforschung. (9)

Info und mp3s:
http://www.adnoiseam.net/label/catalog/35
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