Free Speech Series: Teil 2

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Free Speech Series: Teil 2

Beitragvon L.White » 25.08.2005 (17:21)

Free Speech Series:
GRUNT - ?on the edge of cultural apocalypse? (CD)
SLOGUN ? ??bestial? ? brooklyn, new york ? f.t.w.? (CD)
RASTHOF DACHAU ? untitled (CD)
L. White Records
Weiter geht es mit der gelungenen FREE SPEECH-Reihe, in der L.White Records 3 Zoll-CDs hinter einem ca. DIN A5 großen Glasrahmen präsentiert. Zusammengesetzt ergeben die dann neun Veröffentlichungen ein L.White-typisches Motiv im mittlerweile ebenso charakteristischen Design dieses Labels. Teil 4 dieser Serie ist GRUNTs E.P. ?on the edge of cultural apocalypse?, die drei Titel umfasst. Bei ?decayed from freedom? baut sich schnell eine akustische Drohkulisse auf, bis sich dann mit metallisches Gescheppere und verzerrten Vocals überschlagen. Es gibt zwar eine kurze ruhige Phase bei diesem Stück, aber keinen Rhythmus, lediglich ein immer wieder von Lärmattacken unterstütztes aber auch übertöntes Brüllen. Auch ?pressure? scheint nach einem ähnlichen Prinzip zu funktionieren, hier ist der Noise etwas vielschichtiger und sogar mit breakbeatmäßigen Elemente versetzt ? etwas nach MERZBOW klingende Geräusche scheppern weitgehend ungebremst durch alte Industrieanlagen. Bei ?on the edge of cultural apocalypse?, dem mit fast 8 Minuten längsten und eben auch titelgebenden Stück, liefern sich pulsierende Beats und Lärmattacken ein Gefecht, dass zunächst einmal mehr der Noise für sich entscheidend. Interessant wird es hier meiner Meinung nach zuerst, als die Geräuschkulisse etwas reduziert wird und der Beat unter einer spannungsgeladen und dröhnenden Schicht Klang, gespickt mit gequält klingenden Vocals, weiter schlägt. Am Schluss dann noch einmal Krach ? klingt so die Apokalypse?
SLOGUN eröffnet seine eine gute Viertelstunde lange E.P. namens ?bestial? mit zum ?true crime? passenden Sprachsamples, die dann langsam vom Rhythmus überlagert werden. Hierüber legt sich hierüber eine verzerrte ?Singstimme?, ebenso anklagend wie rechtfertigend skandiert, wobei auch sie stellenweise von Krachattacken überlagert wird. Da hierbei die Sprachsamples im Hintergrund weiterlaufen, entwickelt sich eine vielschichtige Kakophonie, die ungefähr zur Hälfte des Tracks ordentlich anschwillt. Im Prinzip keine schlechte Idee, mit negativen Emotionen geladene Vocals über ein elektronisches Klang- und Krachfeld zu deklamieren. Die CD hat wirklich gute Passagen, insgesamt ist mir der eine Track aber etwas zu eintönig geraten.
RASTHOF DACHAU hat sogar 5 Tracks auf die kleine CD gepresst. ?We are? eröffnet die E.P. mit einem relativ schnellen Rhythmus und verschiedenen, sich gegenseitig niederbrüllenden Vocals. Titel 2, ?enemy of the nation?, ist ein geradezu klassischer Industrial Titel voller unterdrückte, doch darum nicht weniger kraftvolle Aggression, der mir sogar noch etwas besser gefällt. ?Listen to your anger? könnte einen wirklich in Richtung Tanzfläche locken, da das verärgerte Schreien hier von einem tanzbaren Rhythmus unterlegt ist. Dann folgen mit ?courage to fight? und ?this is how we pray? wieder zwei Tracks, bei denen der Klang deutlich rauer ist und bei denen mit martialischen Samples und noisigen Strukturen eine spannungsgeladene Atmosphäre aufgebaut wird. Mein Favorit ist das eben genannte letzte Stück, bei dem einen der Krach zwar stellenweise zu überrollen droht, aber hier klingt es ziemlich verlockend, sich diesem hinzugeben. RASTHOF DACHAU hat für mich somit die stärkste CD dieser zweiten Trilogie der FREE SPEECH Serie abgeliefert. Wer sich nicht sowieso die komplette Reihe kauft, sollte sich vor allem ?know your enemy? und ?this is how we pray? anhören. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie es weiter geht.
(KMF)
BLACK Magazin Ausgabe 40 (Sommer 2005)
L.White
 

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