
Bei besagter Hondekoekjesfabriek handelt es sich um ein alternativ-selbstverwaltetes ehemaliges Fabrikgebäude, mitten in einem Wohngebiet, weshalb die Veranstaltung wohl auch um 0.00 Uhr beendet sein mußte.
Das Innere des Gebäudes war mit allerlei Masken, Fratzen und Figuren aus Pappmaché dekoriert, die hauptsächlich an Gitterrohrrahmen direkt an den Wänden angebracht waren. Zudem baumelten diverse Telefonhörer von der sehr hohen Decke herab, die mit dem Lautsprechersystem gekoppelt waren und von den Gästen für erste Noise-Eskapaden genutzt werden konnten.
Einlaß war zwar bereits um 20:30 Uhr, doch waren auch eine Stunde danach noch diverse Soundchecks an der Reihe, bevor wohl kurz vor 22 Uhr der Startschuß fiel.
Ca. 40 Gäste pilgerten in den eher kleinen Veranstaltungsraum mit deutlich erhöhter Bühne, und das amerikanische Ein-Mann-Projekt "Praying For Oblivion" konnte loslegen.
Hinter seinem Gerätetisch kämpfte er mit allerlei Reglern, Knöpfen und seinem verstärkt auftretenden Stirnschweiß, nutzte hin und wieder auch ein Mikro für kaum hörbare Schreieinlagen und ließ eine zusammengedrückte Getränkedose mit implantiertem Kontaktmikro zur zusätzlichen Sounderzeugung hin- und hertanzen. Das Ganze war zwar als Power Electronics angekündigt, stellte sich für mich größtenteils als eher unstrukturierter Noise dar. Nach ca. 20 Minuten war dann auch schon wieder Schluß. Nichts bewegendes, aber zum Auftakt ganz nett.
Nach recht kurzer Pause ging es dann weiter mit dem Holländer Odal. Hier hatte ich eher mit experimentellen Klängen gerechnet, empfand die Sounds aber deutlich strukturierter als bei dem Auftritt vorher. Mit trancehaften Bewegungen bediente er seine Regler und hatte dabei das Mikro in den Mund geschoben, was uns zusätzliche Atem- und Grunzgeräusche bescherte. Nach kurzer Zeit rutschte seine Jogginghose bereits deutlich nach unten und er entledigte sich dann komplett seines T-Shirts und der Sporthose, um fortan den Auftritt splitternackt zu bestreiten. Zu meinem Glück befand sich meistens der Gerätetisch in einer Linie zwischen Augenhöhe und bommelndem Gemächt.

Auch dieser Auftritt war nicht allzu lang, gefiel mir aber etwas besser als das vorher gehörte.
Dann endlich, nach ebenfalls nur kurzer Pause, der Hauptakt mit Whitehouse. Seit einigen Jahren nur noch in 2-Mann-Besetzung, da Peter Sotos wohl mittlerweile zum UNICEF-Sonderbotschafter abberufen worden ist. Aber auch die beiden verbliebenen Gleichstellungsbeauftragten des Referats für Frauenförderung verstanden es, dem Publikum ihre Soundbotschaften entgegen zu schleudern. Komplett in schwarz gekleidet deckten die beiden Protagonisten das Publikum sofort mit einer Lawine aus Noise, Beschimpfungen und obszönen Gesten ein. Der Sound war einigen zwar nicht druckvoll bzw. laut genug, für mich war es genau richtig. Die obligatorischen Bierduschen aus dem Publikum nebst zahlreichen direkt vor der Bühne zerplatzenden Bierflaschen ließen denn auch nicht lange auf sich warten und bei "A Cunt Like You" wurde gar kurzzeitig gepogt. Um fünf vor zwölf war der Auftritt im Zeitplan beendet, ohne daß eine wirkliche Zugabe gefordert worden wäre.
Für mich ein grundsolider, typischer Whitehouse Auftritt, obwohl mir das Gepose auf die Dauer etwas zuviel vorkam. Rein musikalisch gehören Whitehouse zwar nicht zu meinen absoluten Favoriten, aber sie haben eben ihren besonderen Stellenwert. Eben Whitehouse.
Insgesamt für nur 7,- Euro Eintritt eine gelungene Veranstaltung mit passendem Veranstaltungsort. Kurz, aber intensiv, mittlerweile genau nach meinem Geschmack.
Nach einigen Gesprächen mit einem neu kennengelernten KrachCom Mitglied ging's dann wieder auf die knapp zweistündige Heimfahrt.