Weltklang zum 25 jährigen Bandjubiläum

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Weltklang zum 25 jährigen Bandjubiläum

Beitragvon Plastikmann » 17.04.2008 (19:12)

Thomas Voburka, der Anfang der 80er mit seinen Projekten WELTKLANG und P1/E in Berlin für Furore sorgte und Labelinhaber des kleinen deutschen Labels EXIL-SYSTEM war, meldete sich 2005 mit aktuellen Versionen seiner alten Hits zurück. Die Singles seines Labels, insbesondere aber die von WELTKLANG und P1/E, sind unter Fans der so genannten Minimal-Elektronik begehrte Sammlerobjekte und werden zu hohen Preisen gehandelt. Die Songs “HEIMAT” und “49 sec. ROMANCE” sind zu Evergreens geworden und sorgen regelmässig für volle Tanzflächen. Entstanden sind diese Klassiker im Februar und Oktober 1980, einer Zeit, in der Berlin die aufkeimende NEW WAVE Szene für sich entdeckte und die damalige Jugend sich neu erfand. Aus dieser Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs und der Erneuerung lieferten uns WELTKLANG und P1/E musikalische Kleinode, die perfekt die damalige Stimmung einfingen und bis ins Heute transportieren. 25 Jahre später rumort es wieder um diese Bands, alte Songs werden wieder gehört, Masterbänder müssen zeigen, dass sie auch ein Vierteljahrhundert später noch taugen und die Künstler schrauben wieder an ihren Maschinen… Nach einem gefeierten Auftritt beim REMEMBER OF PAST Festival Anfang November 2005 in Belgien, stand für mich fest, dass es Thomas Voburka nach wie vor verstand, seine Gefühle und Empfindungen von damals einer breiten Hörerschaft zu vermitteln. Ein paar Tage später stellte ich ihm die folgenden Fragen:

Bitte erkläre kurz, wie es Dir in den letzten immerhin 25 Jahren ergangen ist.
Hast Du neben Tennis Boy Blues, einem Nebenprojekt von P1/E, noch weitere musikalische Projekte?

Tennis Boy Blues war ein Projekt von Michael Schaeumer (P1/E). Damit hatte ich nichts zu tun. Ich selbst hatte 1981 meine Musiker-Karriere beendet. Das letzte (und mit Abstand am Besten bezahlte), was ich zum Abschluss gemacht hatte, war ein Werbe-Jingle für das Biermixgetränk „McTwo“ von „Schweppes“. Andreas Dorau hatte den Song für die Kinowerbung eingespielt – und ich fürs Radio. Da hieß es dann: „….und jetzt singt euch Thomas Voburka das Lied von McTwo, dem fröhlichen Muntermacher!“ Hat aber offenbar niemanden fröhlich gestimmt: „McTwo“ war ein Riesenflop - Biermixgetränke wurden erst 15 Jahre später modern. Ich hatte dann das Glücksspiel als meine wahre Passion entdeckt und die letzten 25 Jahre überwiegend auf Pferderennbahnen und in Casinos verbracht.

Wenn Du sagst, dass Dorau den Jingle fürs Kino eingespielt hat, stellt sich mir die Frage, wie intensiv der Kontakt eigentlich unter den Künstlern zur damaligen Zeit war? Im Buch “Verschwende Deine Jugend” (Suhrkamp Verlag, ISBN 3518397710) klang es z.B. so, als wenn man sich schon irgendwie kannte, zumindest auf lokaler Ebene? Wie war das damals in Berlin?


Auf lokaler Ebene kannten sich natürlich alle - ich selbst hatte den innigsten Kontakt mit den Mädels von Mania D/Malaria, sowie dem gesamten Monogam-Label Umfeld. Natürlich kannten wir Berliner auch die Bands aus West-Deutschland. Interessanterweise gab es da ja eigentlich nur eine Szene in Düsseldorf und Hamburg. Da herrschte schon eine gewisse Rivalität Die Westdeutschen waren ein wenig schicker - dafür waren wir Berliner wesentlich grimmiger drauf.

Du hast Anfang der 80er auf Deinem eigenen Label EXIL-SYSTEM mehrere Singles unter verschiedenen Namen herausgebracht. Das ist mittlerweile 25 Jahre her und die alten 7″ sind nur noch sehr schwer zu bekommen und werden bei Sammlern recht hoch gehandelt. Wie siehst Du diese Preissteigerung, - erfüllt es Dich einigermaßen mit Stolz, so begehrte Musik gemacht zu haben?


Ursprünglich wollte ich alle zwei Monate eine 7“ raus bringen und am Ende des Jahre eine 12“ mit allen Singles als Kompilation. Die ersten beiden VÖs (mono/45upm, P1/E) waren ziemlich erfolgreich und schnell ausverkauft. Doch die „Weltklang“ lief dann eher schlecht. Da sind mir fast 150 von der 500-er Auflage übergeblieben. Zum Glück hatte ich die im Keller verwahrt. Bei Ebay hab ich die dann Jahre später nach und nach für fast 5.000 Euro verkloppt. Die Wertsteigerung war mir da natürlich nicht unangenehm.

Nachdem doch die ersten EXIL-SYSTEM Veröffentlichungen sehr erfolgreich waren, wieso hast Du das Label so schnell wieder eingestellt?

Na, weil die dritte VÖ dann nicht mehr so erfolgreich war - was sicher nicht an der Qualität der Platte lag (Heimat ist ja wahrscheinlich mein populärstes Stück), sondern an einer sehr unbefriedigenden Vertriebssituation, an der dann früher oder später eigentlich alle unabhängigen Labels zerbrochen sind. Ich bekam dann auch Angebote von der Industrie, hätte da aber nicht mehr machen dürfen, was ich wollte - da hab ich beschlossen: Das war`s. Langsam klopften dann ohnehin schon die NDW-Kollegen (Hubert Kah und Konsorten) an die Tür und damit wollte ich dann eigentlich auch nichts mehr zu tun haben. DAF bei Dieter Thomas Heck war wirklich nicht mein Fall. Obwohl: Im Trio-Video “Da-Da-Da” hab ich den Tresenmann gemimt. Da hatte Dieter Meier von Yello Regie geführt, den ich damals auch sehr gut kannte.


Bei dem Film „Kalt wie Eis“ (1981) hast Du sogar einen Track auf dem Soundtrack und wenn ich mich recht erinnere ist in einer Szene ein Schriftzug an einer Wand zu erkennen: „Voburka for president…“ Kannst Du Dich an solche Dinge noch erinnern oder war das zu Deiner Sturm & Drang Zeit und Du hast Dich einfach weiterentwickelt. Das Alte ist vergangen, lasst uns etwas Neues machen?


„Voburka forever“ hieß es da. Beim Soundtrack hatte ich mich damals sehr gefreut, dass ich die Sex-Szene musikalisch untermalen durfte – Eine echte Herausforderung. Der Film ist ja ein unglaubliches Sammelsurium der unterschiedlichsten Typen: Die Hauptdarstellerin, Brigitte Wöllner, 1980 „Playmate“ des Jahres, neben Otto Sanders, dem Schaubühne-Star. Und auf dem Soundtrack tummeln sich Szene-Größen wie Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten), Inga Humpe (Neonbabies), Malaria und P/1E zwischen Bea Fiedler (damals nach eigener Aussage „Deutschlands schönste Titten-Maid“), Extrabreit und Klaus Schulze! Schulze wurde ja später von der Ambient-Szene wieder entdeckt. 1981 war er allerdings ziemlich „Old Wave“. „Kalt wie Eis“ war wirklich ein obskurer Film und sollte dringend als DVD wieder veröffentlicht werden (Anm.d.R. Genau!).


In diesem Jahr ist einiges um Deine alten Bands und Projekte herum geschehen. Bei Vinyl-On-Demand ist eine Zusammenstellung der EXIL-SYSTEM Sachen als ReRelease herausgekommen, P1/E hat mit “Second Offender” eine Platte, ebenfalls bei VOD, herausgebracht und zusätzlich ist P1/E noch auf dem BERLIN 80 Sampler (Monitorpop) vertreten. Im November ist ausserdem noch eine Remix-Platte alter EXIL-SYSTEM Klassiker erschienen. Zum Jubiläum hast Du noch mal zum grossen Rundumschlag ausgeholt…?


Auf Berlin Super 80 ist auch noch „Romance Adieu“, die erste Exil-System 7“. Begonnen hatte der Wiederveröffentlichungs-Reigen vor gut zwei Jahren mit der „New Deutsch“ auf Gigolo. Dadurch wurde Weltklang vor allen Dingen in UK ziemlich populär. Die VOD-Releases waren dann natürlich bei den Sammlern der Hit. Und das „Remix“-Album auf Pripuzzi (Sublabel von VOD) mischt hoffentlich demnächst die Tanzflächen auf.

Auf dem REMEBER OF PAST Festival am 05.11.05 warst Du meines Wissens zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder live zu sehen. Wie nervös ist man nach einer so langen Zeit. Immerhin habt ihr eure Songs in neuem Gewand präsentiert und das birgt unter Umständen ja auch das Risiko, dass die „Fans“ diese Neu-Interpretationen nicht so gut finden.

Ich habe mit René Steuns einen äußerst professionellen „Mr. Klang“ an meiner Seite. Wir haben auch tüchtig geübt – Da hielt sich die Nervosität dann in Grenzen. Neues ist immer riskant – Das musste schon Dylan erfahren, als er zur E-Gitarre griff. Umso schöner, wenn es dann klappt.


Ihr habt auf der Bühne den Geist der Stücke zwar verfremdet, aber dennoch waren die Grundstrukturen klar zu erkennen. Wie wichtig ist es euch, auch heute als Künstler ernst genommen zu werden?

Die Idee ist entstanden, als ich für die „Exil-System 1979-2004“ auf VOD einen neuen Mix von „49 second romance“ („49 second dance“) gemeinsam mit René Steuns eingespielt hatte. Der Track wurde dann in UK ziemlich populär. Das im Moment total angesagte DJ-Team „Optimo“ (how to kill the dj) aus Glasgow hat „49 second dance“ unheimlich oft gespielt und es war - nach deren Aussage- „everywhere we played it, a huge success“. Ende 2004 kam der Track dann sogar auf Platz 24 der „Dance-Electro-Jahrescharts“, weit vor Techno-Größen wie „Tiefschwarz“ und Michael Mayer. Da hat man schon das Gefühl, ernst genommen zu werden, obwohl man nicht mehr ganz taufrisch ist.


Bei den Stücken habt ihr live fleissig an euren Maschinen geschraubt, gedreht und gedrückt. Es kam sogar ein altes Kult-Gerät, der CASIO VL10 (Anm.d.R.: mit dem haben neben TRIO auch A BLAZE COLOUR und ABSOLUTE BODY CONTROL gearbeitet) zum Einsatz. Das Konzept des Sets und die Umsetzung war sehr durchdacht, wie lange im Voraus habt ihr euch auf diesen Auftritt vorbereitet?


Das Aufwendigste waren die neuen Arrangements. Da haben wir (mit Unterbrechungen) fast ein halbes Jahr dran geschraubt. Als die dann standen, ging es eigentlich ziemlich flott. Dass wir hauptsächlich „modernes“ Equipment (Yamaha-Sampler, Korg-Electribe) verwenden, war dabei natürlich der entscheidende Faktor. Die alten Sequenzer von Korg, die damals alle verwendet haben, waren für Live-Gigs eigentlich gar nicht geeignet – Da konnte man nichts speichern und musste jeden Track immer neu programmieren. Da hätte unser Auftritt statt 30 Minuten dann 3 Stunden gedauert.


Nachdem ihr für eine so lange Bandpause schon einen beachtlichen Erfolg habt, wie sehen eure Zukunftspläne aus? Wird es neue Tonträger von Weltklang geben. Wird evtl. sogar das alte EXIL-SYSTEM Label wieder reanimiert?


Das Exil-System Label wird sicher nicht reaktiviert, dafür gibt es ja VOD. Neue Tonträger - vielleicht – kommt darauf an, wie sich das Remix-Album verkauft
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Plastikmann
 
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