der kampf der npd gegen die zecken

alles was nicht woanders reinpaßt

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Beitragvon SK » 03.10.2006 (11:18)

Fleischfresse hat geschrieben:Der ist wirklich knuddelig!

Interessanter Wandel, vor nicht vielen Jahren wäre man nie auf die Idee gekommen einen NPD Fuzzi in ein öffentliche Runde einzuladen und ihm somit eine Profilierungsplattform zu bieten.
Zeiten ändern sich, Einschaltquoten auch...



NPD-Wahlerfolg
Friedmans Lehren taugen hier nichts
Die Wähler der NPD suchen Anleitung, Wegweisung, Ordnung, Sicherheit, Heimat und übersichtlichkeit. Nur wer das anbieten kann, hat eine Chance, Menschen zu erreichen, für die die Globalisierung eine Bedrohung darstellt.
Von Alexander Gauland

Immer wenn die NPD in einem deutschen Landtag auftaucht, klingen die Kommentare, als ob der Untergang des Abendlandes bevorstände. Dass Le Pen in Frankreich mehr Zustimmung fand, als die NPD je in Deutschland finden wird, verschwindet hinter dem Hinweis auf Auschwitz. Und dass es in jedem Volk einen "lunatic fringe" gibt, der beim Zusammentreffen mehrerer Faktoren auch politisches Gewicht bekommen kann, wird zwar den anderen, aber nicht den Deutschen zugestanden.

Wo die Analysen schon schwanken, ist man über das Gegengift erst recht uneins. Michel Friedman bevorzugt das multikulturelle "Weiter so", Jörg Schönbohm konservative Wertevermittlung durch die CDU. Und um die Verwirrung komplett zu machen, versucht ein Teil der Medien - zuletzt der Chefredakteur dieser Zeitung -, mehr Markt in den Köpfen der vermeintlich Konservativen zu verankern. So reitet jeder sein Steckenpferd an den Bedürfnissen derer, die mit den Nationalen liebäugeln, vorbei.

Wer heute NPD wählt, ist meist männlich, jung, ohne Arbeit, ohne Zukunft, hat Angst vor der Unübersichtlichkeit der modernen Welt und bekämpft deshalb die anderen, die Globalisierer, die fremde Arbeitskräfte nach Deutschland lassen und Konkurrenz befürworten, der er nicht gewachsen ist. Der Wähler der NPD ist nicht für Auschwitz, sondern gegen die, welche die eine Welt wollen, in der Deutschland sich nach anderen richten muss und in der er noch weniger Chancen hat als bisher schon. Für eine solche Motivation taugen Friedmans Lehren nicht. Denn eben das - die multikulturelle Auflösung der Nation im Menschheitlichen - ist ihm zuwider.

Aber auch Schönbohms Rezepte sind nur dann brauchbar, wenn konservative Werte nicht mehr Freiheit, mehr Eigenverantwortung und weniger Staat bedeuten, sondern Vorsorge für das untere Drittel, Paternalismus nach bismarckscher Gutsherrenart und nicht Forderungen, die als überforderung wahrgenommen werden. Statt mit immer neuen Programmen über die Ursachen des Nationalsozialismus aufzuklären, wäre es nützlicher, in den leer laufenden Gebieten Ostdeutschlands eine Struktur von Jugend- und Sozialarbeit aufrechtzuerhalten, auch wenn sie pro Kopf der Bevölkerung in dieser Höhe nicht mehr gerechtfertigt ist. Wenn Jugendlichen keine anderen Chancen als die nationale Kameradschaft geboten werden, bleibt die Aufklärung über Hitler ohne Resonanz, denn der ist Vergangenheit, aber die Aussichtslosigkeit bedrückende Gegenwart.

Wer den Staat immer weiter zurückschneidet und die Mittel zur Heimat- und Kulturpflege dort verweigert, wo sie am nötigsten sind, darf sich nicht wundern, dass die Bedürfnisse von anderen in anderem Sinn erfüllt werden. Freiheit, Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft und Markt mögen als liberales Großstadtprogramm taugen, die Wähler der NPD suchen Anleitung, Wegweisung, Ordnung, Sicherheit, Heimat und übersichtlichkeit. Nur wer das anbieten kann, hat eine Chance, Menschen zu erreichen, für die die Globalisierung auch dann noch eine Bedrohung darstellt, wenn der hundertste Ökonomieprofessor ihren Nutzen gepredigt hat. Die einen möchten am liebsten die NPD verbieten, andere spielen mit dem Gedanken eines Wahlrechts nur für Steuerzahler. Doch das die Krankheit anzeigende Fieber geht nicht durch das Zerbrechen des Fieberthermometers zurück.
Die NPD-Erfolge machen deutlich, was die Konservativen bisher versäumt haben. Sie müssen auf dem Erhalt der Kräfte bestehen, die das gesellschaftliche Gleichgewicht bewahren helfen. Alles, was das Tempo verlangsamt, den Zerfall aufhält, indem es die Globalisierung einhegt, ist deshalb gut und richtig: Traditionen und Mythen, Glaubensbekenntnisse und Kulturen, Ethnien und Grenzen. Selbst Vorurteile haben hier, sofern sie nicht in Gewalt und Rassismus umschlagen, ihre stabilisierende Wirkung. Die Moderne ist für viele nur dann auszuhalten, wenn die Unbehaustheit des Wirtschaftssubjekts eine Ergänzung in der Geborgenheit von Heimat und Geschichte findet. Deshalb dürfen wir Traditionen und Lebenswelten nicht gleichgültig aufs Spiel setzen, müssen die Geschwindigkeit der gesellschaftlichen Prozesse der Widerstandskraft jener Dämme anpassen, um eine "Entzweiung von Herkunft und Zukunft" zu verhindern. Wir müssen es nur wirklich tun, nicht bloß in Feierstunden darüber reden, um anschließend die Gesellschaft wieder den Marktgesetzen zu überlassen. Auf diese Weise ist die NPD - vielleicht - zu besiegen.

Der Autor ist freier Publizist in Potsdam

Artikel erschienen am 25.09.2006, WELT
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Beitragvon =H[a]µ/N?~Z= » 03.10.2006 (11:38)

Meines Erachtens ein sehr guter Artikel! *lob*
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Beitragvon Fleischfresse » 03.10.2006 (12:11)

Sehe ich auch so. Er schreibt jenseits von Nihilismus und Pauschalverdammung. Auch seine Ansichten bzgl. Werten oder Traditionen finden bei mir Gehör, sehr gut. Mal sehen ob sich noch mehr finden lässt.
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Beitragvon Toxxiq » 03.10.2006 (19:24)

Sehr lesenswerter Artikel.
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Beitragvon And242 » 04.10.2006 (11:29)

Inhaltlich sehr interessant, allerdings hätte man die Aussage nicht so aufblähen müssen. Soll wahrscheinlich nicht jeder verstehen.
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