Wolf_Hour hat geschrieben:Es bestehen auch signifikante Unterschiede zwischen rein geschmacklichen und ethischen Motiven - nur mal so am Rande.
- Auch wenn ich im "worst sound in the world"-Thread eher Deine Position teile bzw. sie bedeutend sympathischer finde als manch andere, die dort artikuliert wird: Wenn man in die Tiefe geht, löst sich die von Dir hier beschworene Signifikanz bedauerlicherweise schneller auf, als man gucken kann, um sich schließlich vollends zu verflüchtigen, das hat schon Nietzsche in "Jenseits von Gut und Böse" sehr pointiert zur Darstellung gebracht. Ethische Motive und Argumente sind mitnichten Positionen, deren Richtigkeit oder Falschheit logisch nachweisbar wäre. M. a. W.: Wenn es keine transzendentale Grundlage gibt, auf der eine Ethik aufbaut (und die gibt es - wenigstens konsensuell - heute definitiv nicht mehr), ist auch Moral in letzter Konsequenz Geschmackssache. Nicht zuletzt deshalb sprach Dostojewskij mit Schaudern die berühmten Worte: "Wenn es keinen Gott gibt, ist alles erlaubt."
Die Argumente, die Du aufzählen kannst, um Deine oder irgendeine andere moralische Position zu untermauern, werden letztlich immer auf das Moment der
Empathie abheben und an das
Gefühl appellieren: Das macht sie - wenigstens in meinen Augen - zwar sehr sympathisch -, deshalb aber noch lange nicht logisch zwingend.
Nicht zuletzt damit hängt es übrigens zusammen, dass so manchem Zeitgenossen all die fanatischen AntiFa-ler, Tierschützer, Todesstrafenbefürworter oder -gegner und was da sonst noch alles kreucht und fleucht, so zuwider sind: Weil sie in ihrer bornierten Selbstgerechtigkeit davon ausgehen, ihre Form von Repression und Gewalt sei "besser" als die der Gegenseite, denn sie sei "moralisch gerechtfertigt", frei nach dem primitivstmöglichen Strickmuster: "Wir sind die Guten, deshalb dürfen wir den Bösen auf die Mütze hauen." - Ich denke, es wäre der Sache bedeutend dienlicher, wenn sich all die selbsternannten Gutmenschen mal etwas bescheiden und kleinere Brötchen backen würden ...
"Der gebildete Mensch hat die Pflicht, intolerant zu sein." - Nicolás Gómez Dávila