Mehrere Terroranschläge in London

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Beitragvon Kenaz » 11.07.2005 (7:53)

white room hat geschrieben:Solange es Religionen gibt, wird es auch Krieg und Verderben geben.

- Ich darf korrigieren: "Solange es Menschen gibt, wird es auch Krieg und Verderben geben." - Konstitutiv für Krieg und Verderben ist eine Eigenart, die ganz offenkundig substantieller Bestandteil der conditio humana und insofern unausrottbar ist: die Dummheit.

Atheisten sind in aller Regel keinen Deut klüger oder friedfertiger als religiöse Menschen. Beispiele dafür bietet die Geschichte zuhauf.
"Der gebildete Mensch hat die Pflicht, intolerant zu sein." - Nicolás Gómez Dávila
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 11.07.2005 (9:44)

And242 hat geschrieben:Wenn in diesem Land von Leitkultur gesprochen wird, dann sicherlich nicht von Religionsfreiheit.


Wenn im gesamzeuropäischen Kontext von Leitkultur (Bassam Tibi) gesprochen wird, dann ist etwas völlig konträres gemeint, nämlich die säkularisierte Gesellschaft.
Was wir hier unter dem Phänomen "Islamismus" fassen, hat nur sehr wenig mit Religion zu tun, sondern wird die Religion hier (genauso wie in anderen Fällen der Geschichte) instrumentalisiert. Kulturelle Traditionen werden mit der Religion legitimiert. Dass die eigentliche Religion dadurch völlig verdreht, falsch verstanden und verfälscht wird, ist die logische Konsequenz. Politiker aus allen Lagern benutzen die Religion, um zu ihrem Ziel zu kommen (eine Ausnahme sind hier die USA).
Es ist einfach zu kurz gedacht und zu sehr vereinfacht, alles auf die Religionen zu schieben...
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Beitragvon And242 » 11.07.2005 (11:35)

Tja, der eine spricht von der Theorie und der andere von der Praxis.
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Beitragvon MINOR » 11.07.2005 (16:09)

offtopic:

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:Politiker aus allen Lagern benutzen die Religion, um zu ihrem Ziel zu kommen (eine Ausnahme sind hier die USA).


da bin ich mir nicht so sicher. oberflächlich scheint es tatsächlich so zu sein, doch bei genauerer Betrachtung tritt die Verflechtungen von Politik und Religion in den Staaten ziemlich deutlich hervor
da heisst es z.B. GOD bless America - mag es heutzutage in unseren Augen auch eine hohle Phrase sein...
die Staaten sind zu großen Teilen dominiert vom erz-konservativen spießbürgerlichen Protestantismus (eben aus dem Milieu, aus dem heraus z.B. der Film Passion Christi finanziert wurde), der Präsident wirkt auf diese Massen...und eben diese Schichten wählen umgekehrt einen solchen Präsidenten...usw usw usw.
Religion wird vielleicht nicht im gleichen Maße erkennbar instrumentalisiert wie von anderen, aber sie ist dennoch ein entscheidender mitunter versteckter Faktor in diesen ganzen Machtspielchen.
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Beitragvon MK » 11.07.2005 (18:26)

In den USA gibt es durchaus Menschen, die ihre Wahl für Bush damit begründen, daß er "Christ" sei... Gleichfalls nennt man die Südstaaten auch den "Bible Belt" und daß Staat hier sehr eng mit Religion verbunden ist, zeigen die Kontroversen der Anbringung von biblischen Geboten in Gerichtsgebäuden, sowie Nationalflaggen in Kirchen.

Den Gebrauch oder Mißbrauch von Religion aber allein an diesem Beispiel sowie dem Gespenst des "Islamismus" (durch -ismus zum politisierten Islam getauft) festzusetzen, halte ich für zu einfach - zumal Religion in ihrer Wurzel nicht damit verdammt werden kann, daß sie durch Machtspiele mißbraucht wird.

Kultur hat sehr wohl auch etwas mit Religion zu tun - eine Sache, für die man sich nicht schämen muß. Ebenso wie der Islam auf der einen und das Christentum auf der anderen Seite für zweifelhafte Zwecke mißbraucht wird, so einfach durchschaubar ist es auch.
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Beitragvon Eisquader » 11.07.2005 (19:01)

Kurz: "Religion ist Opium für's Volk." ;) (meines Wissens von Lenin)
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Beitragvon haiwire » 11.07.2005 (19:11)

Eisquader hat geschrieben:Kurz: "Religion ist Opium für's Volk." ;) (meines Wissens von Lenin)


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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 11.07.2005 (23:31)

MINOR hat geschrieben:offtopic:

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:Politiker aus allen Lagern benutzen die Religion, um zu ihrem Ziel zu kommen (eine Ausnahme sind hier die USA).


da bin ich mir nicht so sicher.


Deswegen habe ich die USA auch ausgeklammert, ich sage da nur Zivilreligion. Ich habe gerade eine Hausarbeit zu dem Thema Zivilreligion in den USA abgegeben und kann dir da zustimmen. In den USA wird die Religion nämlich nicht von der Politik missbraucht, sondern ist diese eng mit der Politik verflechtet. Man muss das amerikanische Handeln als messianischen Charakter verstehen und den US-Präsidenten als Prophet des gelobten Landes USA, die die Welt erlösen wollen - verkürzt gesagt. Insofern wurde meine Ausklammerung etwas missverstanden, wollte ich damit genau das ausdrücken, was du geschrieben hast...
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Beitragvon Eisquader » 16.07.2005 (14:17)

haiwire hat geschrieben:marx


:oops: Danke. War ich ja fast richtig. ;)
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 16.07.2005 (14:34)

...
Zuletzt geändert von arbeitsdrone_544 am 16.07.2005 (14:46), insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Eisquader » 16.07.2005 (14:40)

Sowas kann ich auch nicht wissen, schließlich wurde uns im "anderen drüben" nicht immer alles gesagt oder jedenfalls sehr subjektiv ausgelegt oder wie auch immer...

Ich bitte freundlichst um Verständnis. 8)
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Beitragvon And242 » 16.07.2005 (14:55)

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:...

:?:
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 16.07.2005 (15:44)

War leider schon zu spät zum löschen...
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Beitragvon MK » 18.07.2005 (12:00)

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:Deswegen habe ich die USA auch ausgeklammert, ich sage da nur Zivilreligion. Ich habe gerade eine Hausarbeit zu dem Thema Zivilreligion in den USA abgegeben und kann dir da zustimmen. In den USA wird die Religion nämlich nicht von der Politik missbraucht, sondern ist diese eng mit der Politik verflechtet. Man muss das amerikanische Handeln als messianischen Charakter verstehen und den US-Präsidenten als Prophet des gelobten Landes USA, die die Welt erlösen wollen - verkürzt gesagt. Insofern wurde meine Ausklammerung etwas missverstanden, wollte ich damit genau das ausdrücken, was du geschrieben hast...


Sorry Drone 544, aber das klingt mir dann doch wieder etwas zu einfach. In den USA existiert in der Tat so etwas wie der "Bible Belt", d.h. was so landläufig als Südstaaten bezeichnet wird, trägt diesen extremen christlichen Charakter. Problem ist jetzt natürlich, daß dieses Land jemanden an der Spitze hat, welcher als Sprachrohr für diese "bibelfesten" Menschen gilt - so etwas hat es aber in der jüngeren Geschichte der USA nicht gegeben, selbst die größten Kriegstreiber der Geschichte dieses Landes warfen nicht mit derartig messianischem Unsinn um sich.

Dennoch, und da hast Du vollkommen Recht, ist gerade die Verpflechtung zwischen Religion und Führungsspitze gefährlich - nicht nur in den USA. Befremdlich fand ich den Anblick zahlreicher Nationaflaggen in und auf dem Gelände von Kirchen.

Gruß,
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Beitragvon white room » 18.07.2005 (12:06)

MK hat geschrieben:
arbeitsdrone_544 hat geschrieben:Deswegen habe ich die USA auch ausgeklammert, ich sage da nur Zivilreligion. Ich habe gerade eine Hausarbeit zu dem Thema Zivilreligion in den USA abgegeben und kann dir da zustimmen. In den USA wird die Religion nämlich nicht von der Politik missbraucht, sondern ist diese eng mit der Politik verflechtet. Man muss das amerikanische Handeln als messianischen Charakter verstehen und den US-Präsidenten als Prophet des gelobten Landes USA, die die Welt erlösen wollen - verkürzt gesagt. Insofern wurde meine Ausklammerung etwas missverstanden, wollte ich damit genau das ausdrücken, was du geschrieben hast...


Sorry Drone 544, aber das klingt mir dann doch wieder etwas zu einfach. In den USA existiert in der Tat so etwas wie der "Bible Belt", d.h. was so landläufig als Südstaaten bezeichnet wird, trägt diesen extremen christlichen Charakter. Problem ist jetzt natürlich, daß dieses Land jemanden an der Spitze hat, welcher als Sprachrohr für diese "bibelfesten" Menschen gilt - so etwas hat es aber in der jüngeren Geschichte der USA nicht gegeben, selbst die größten Kriegstreiber der Geschichte dieses Landes warfen nicht mit derartig messianischem Unsinn um sich.

Dennoch, und da hast Du vollkommen Recht, ist gerade die Verpflechtung zwischen Religion und Führungsspitze gefährlich - nicht nur in den USA. Befremdlich fand ich den Anblick zahlreicher Nationaflaggen in und auf dem Gelände von Kirchen.

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