Mehrere Terroranschläge in London

alles was nicht woanders reinpaßt

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Beitragvon MK » 18.07.2005 (18:00)

white room hat geschrieben:Hast Du auch gestern "Spiegel TV" gesehen? Krass, oder? High-Tec - mässig zurück ins Mittelalter!


Nö, ich hab mir auf Pro7 den Bericht zum Ballermann bei Focus TV gegeben und aus lauter Entscheidungsnotstand nebenher 5 x Mono "Com (?)" gehört, weil so fetter Sound eigentlich nicht normal ist.

Man muß halt Prioritäten setzen und Spiegel TV geht mir mitunter ganz stark auf den Sack...
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 18.07.2005 (22:40)

MK hat geschrieben:[...]so etwas hat es aber in der jüngeren Geschichte der USA nicht gegeben, selbst die größten Kriegstreiber der Geschichte dieses Landes warfen nicht mit derartig messianischem Unsinn um sich.


Da muss ich dir leider widersprechen. Der messianische Charakter zieht sich wie ein roter Faden durch die rhetorik US-amerikanischer Präsidenten seit George Washington - zwar nicht so offen, wie bei George Bush, aber er war/ist stets präsent gewesen.
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Beitragvon MK » 19.07.2005 (9:27)

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:Da muss ich dir leider widersprechen. Der messianische Charakter zieht sich wie ein roter Faden durch die rhetorik US-amerikanischer Präsidenten seit George Washington - zwar nicht so offen, wie bei George Bush, aber er war/ist stets präsent gewesen.


Christliches Narrentum durchzieht die US-Geschichte und -Politik durchaus seit jeher, jedoch mit dem Unterschied, daß Bush & Co. offenbar zum mittelalterlichen Konsens zurückkehren, während frühere Pappnasen lediglich ein gewisses Sendungsbewußtsein zu Tage förderten, welches nicht gänzlich an die Kreuzzüge erinnerte.

Und Sendungsbewußtsein an sich, das muß ja mal gesagt werden, ist auch nicht nur den Amerikanern eigen. Nur die haben's leider bis heute nicht kapiert...
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 19.07.2005 (11:28)

MK hat geschrieben:Christliches Narrentum durchzieht die US-Geschichte und -Politik durchaus seit jeher, jedoch mit dem Unterschied, daß Bush & Co. offenbar zum mittelalterlichen Konsens zurückkehren, während frühere Pappnasen lediglich ein gewisses Sendungsbewußtsein zu Tage förderten, welches nicht gänzlich an die Kreuzzüge erinnerte.


George Bush stellt derzeit ein extrem dar, der von eben diesem Bible Belt stammt. Die amerikanische Zivilreligion ist allerdings nicht aus diesen Bereich beschränkt sondern bildet das Fundament der amerikanischen Gesellschaft...
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Beitragvon MK » 19.07.2005 (13:54)

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:George Bush stellt derzeit ein extrem dar, der von eben diesem Bible Belt stammt. Die amerikanische Zivilreligion ist allerdings nicht aus diesen Bereich beschränkt sondern bildet das Fundament der amerikanischen Gesellschaft...


Yep, wie gesagt: Nationalflaggen in Kirchen, die 10 Gebote in Gerichtsgebäuden.

Als reichlich aufgeblasen halte ich jedoch das Phantom der "amerikanischen Gesellschaft". Klingt für mich immer so, als ob wirklich jeder Amerikaner diesem Gedankengut wie ein Schäfchen hinterher stolpert. Haben sich schon ganz andere darin verstiegen anzunehmen, daß jder Deutsche auch gleichzeitig Nazi gewesen sein muß.

Die Blödheit einer nicht unerheblichen Anzahl von Amerikanern tritt natürlich dadurch so stark zu Tage, weil der Öffentlichkeitsfokus auch auf sie gerichtet ist und sie Hassobjekt Nr. 1 sind. Man könnte unter Umständen ähnliche Studien mit Deutschland oder anderen Ländern betreiben.

Allerdings bin ich guter Dinge, was ein ständig wachsendes Umdenken in Amerika innerhalb der Gesellschaft betrifft. Immer mehr Leute kapieren, daß es außerhalb der Nation Under God auch andere Länder gibt. Das wird lange dauern, aber es passiert. Hier wird es auch Zeit, daß sich neben Republikanern und Demokraten - also beiden Backen am gleichen Arsch - andere Parteien und Sprachrohre behaupten können.
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 19.07.2005 (16:01)

MK hat geschrieben:Als reichlich aufgeblasen halte ich jedoch das Phantom der "amerikanischen Gesellschaft". Klingt für mich immer so, als ob wirklich jeder Amerikaner diesem Gedankengut wie ein Schäfchen hinterher stolpert. Haben sich schon ganz andere darin verstiegen anzunehmen, daß jder Deutsche auch gleichzeitig Nazi gewesen sein muß.


Genauso wie es eine "deutsche Gesellschaft", eine "indische Gesellschaft" oder eine andere beliebige gibt, existiert auch eine "amerikanische Gesellschaft" und das ist der am meisten verbreitete Konsens. Dass "die Gesellschaft" nicht auf jedes Mitglied in einer Gesellschaft anzuwenden ist (weswegen es auch Gegengesellschaften oder Countercultures gibt), ist klar. Eine Gesellschaft wird immer von dem geprägt, was die meisten dieser charakterisiert. Daher gibt es eine "amerikanische Gesellschaft" und ist nicht nur als Phantom vorhanden.

Wenn man deinem Grdanken konsequent folgt, gibt es keine Gesellschaft, an keinem Ort und zu keiner Zeit. Leider ist das eine Utopie und nicht mit der Realität vereinbar.

Im Dritten Reich gab es eine Gesellschaft, die das System mitgetragen hat. Das heisst aber nicht, dass jeder Deutsche ein nazi war. Dennoch war er Teil der Gesellschaft, genauso wie wir Teil unserer Gesellschaft sind, und jedes Mitglied einer Gesellschaft kann daran mitwirken, diese zu verändern, genauso wie es Teile der deutschen Gesellschaft im Dritten Reich getan haben, die von innen oder aussen gegen den Faschismus vorgegangen sind. Trotzdem waren sie Teil der Gesellschaft. Das kann man nicht leugnen. Ähnlich verhält es sich mit der amerikanischen Gesellschaft.
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Beitragvon And242 » 19.07.2005 (16:24)

arbeitsdrone_544 hat geschrieben: ...Eine Gesellschaft wird immer von dem geprägt, was die meisten dieser charakterisiert. ...


Das sagt eigentlich alles!
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Beitragvon MK » 19.07.2005 (18:55)

arbeitsdrone_544 hat geschrieben:Wenn man deinem Grdanken konsequent folgt, gibt es keine Gesellschaft, an keinem Ort und zu keiner Zeit. Leider ist das eine Utopie und nicht mit der Realität vereinbar.


Ich gebe Dir durchaus Recht, Drone 544 - nicht falsch verstehen! ;)

Utopie oder ein Ideal spielt in jedem Fall eine Rolle, ebenso spreche ich dem Menschen eine Konsequenz und Schlüssigkeit grundsätzlich ab, d.h. Widersprüchlichkeit ist unausweichlich mit dem Menschen verknüpft. Daraus schließe ich natürlich auch, daß Diskussionen grundsätzlich überflüssig sind.

Wie auch immer, ich tendiere nun mal nicht zu einer Einteilung der Menschheit in Nationen, Gesellschaften - aber auch nicht als Individuum.

übrigens: Der bereits gesellschaftlich verwurzelte, direkte Bezug des Begriffes Faschismus zu Hitlerdeutschland ist falsch, hat sich jedoch durch die Geschichtsschreibung entsprechend festgesetzt.

Gruss,
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Beitragvon arbeitsdrone_544 » 19.07.2005 (19:02)

MK hat geschrieben:übrigens: Der bereits gesellschaftlich verwurzelte, direkte Bezug des Begriffes Faschismus zu Hitlerdeutschland ist falsch, hat sich jedoch durch die Geschichtsschreibung entsprechend festgesetzt.


Ich weiss...
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Beitragvon .siamesiC Twin. » 19.07.2005 (19:08)

MK hat geschrieben:übrigens: Der bereits gesellschaftlich verwurzelte, direkte Bezug des Begriffes Faschismus zu Hitlerdeutschland ist falsch, hat sich jedoch durch die Geschichtsschreibung entsprechend festgesetzt.


stimmt. die anderen ratten hatten das sinkende schiff rechtzeitig verlassen...
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Beitragvon MK » 19.07.2005 (19:43)

.siamesiC Twin. hat geschrieben:stimmt. die anderen ratten hatten das sinkende schiff rechtzeitig verlassen...


sorry, daß ich es so direkt ausdrücken muß, aber im bezug auf bildung sehr qualifiziert erscheint mir dein kommentar nicht.
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Beitragvon .siamesiC Twin. » 19.07.2005 (20:35)

MK hat geschrieben:
.siamesiC Twin. hat geschrieben:stimmt. die anderen ratten hatten das sinkende schiff rechtzeitig verlassen...


sorry, daß ich es so direkt ausdrücken muß, aber im bezug auf bildung sehr qualifiziert erscheint mir dein kommentar nicht.


warum unqualifiziert?

ich bin zwar kein faschismusforscher, und ich habe auch kein übersteigertes interesse an dem thema, aber meines wissens leitet sich der begriff ab, von den von mussolini gegründeten italienischen kampfbünden (fasci italiani di combattimento) und war ursprünglich eine rein italienische bezeichnung für das mussolini- regime. durch das bündnis der achsenmächte gab es ein geschichtliches vokabuliertes gemenge von faschismus/nationalsozialismus, was ja auch heute noch in einem atemzug und ohne differenzierung gebraucht wird. mein o.g. ironischer kommentar bezog sich auf die italienische kapitulation, und die fokussierung des begriffes 'faschismus' auf die deutsche nationalsozialiste diktatur.
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Beitragvon And242 » 19.07.2005 (22:51)

@MK: Der Schuss ging wohl nach hinten los :wink:
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Beitragvon MK » 20.07.2005 (9:19)

Uh, ganz und gar nicht, And242 - Siamesic Twin hat durchaus Wissen bewiesen.

Lediglich der Kommentar, daß die "anderen Ratten das sinkende Schiff rechtzeitig verlassen" hatten, ist so nicht richtig. Italien und selbst Mussolini ist, was den Feldzug an der Seite Hitlers betrifft, nie besonders kriegswillig gewesen - oder besser gesagt, von Zweifeln geplagt. Zum Kriegseintritt hat's dann leider doch irgendwann gereicht, und zwar mit verheerenden Folgen für Italien. Allerdings sind die Westmächte auch in den vorangegangenen Jahren reichlich dumm gewesen und haben Italien quasi ohne konkrete Auswirkung politisch isoliert und Mussolini damit in Hitler's Hände getrieben, da er ursprünglich eher England-freundlich gewesen ist. Hitler und die Deutschen hingegen hat er nie gemocht, doch hat ihm sein Stolz einen Streich gespielt.

Aber was die Ratten und das sinkende Schiff angeht: Die italienischen Truppen haben sich teilweise ohne einen Schuß abzugeben in Gefangenschaft begeben, hauptsächlich auf Sizilien. Die Alliierten konnten, was allerdings geschichtlich weniger belegt und damit auch strittig ist, auf Sizilien nur ohne größere Gegenwehr landen, weil die US-Armee eng mit dem Mob kungelte, welcher auf Sizilien bekanntlich heute noch regiert.

Mussolini hat oft an Kriegsaustritt und Separatfrieden gedacht, wollte Hitler mehrfach zum Separatfrieden mit der Sowjetunion bewegen. Nun wurde er allerdings von seiner marodierenden Truppe abgesetzt, welche dann das Schiffchen verlies. Naja, und später dann sein Ausflug in die Salo Republik, hmmm...

Im Großen und Ganzen sehe ich das Beispiel Italien also etwas komplexer als es lediglich auf Ratten zu beschränken.
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Beitragvon Eisquader » 20.07.2005 (11:53)

Befremdlich wirkt immer wieder auf mich, dass der Duce um 1900 in die sozialistische Partei eintrat, später maßgebener Parteifunktionär des linken Flügels dort sowie Chefredakteur des sozialistischen Parteiorgans "Avanti" war... und nachdem er aus der Partei 1914 auf Grund seiner Forderung, Italien solle in den Krieg gg. Österreich eintreten, ausgeschlossen wurde, reagierte er sozusagen aus Trotz, indem er er eine neue Zeitung gründete. Diese entwickelte sich später zur "Kampfzeitung", welche - wie bekannt - den ("Duces") "Kampfbund" hinreichend unterstützte.

Kurz: Rote Socke kriegt nicht seinen Willen, reagiert trotzig und wird leicht braun. ;)

Mir fällt da in abgewandelter Form ein anderer gegenwärtiger Politiker ein, hm, wie er wohl hieß?! :? :twisted:

P.S.: zur Bibelbezogenheit der Amis: Ist es denn wirklich ein Wunder, wenn man als Kolonie vom Mutterstaat England abhing, sich selbstständig macht und - man kennt es nicht anders - das "englische System" übernimmt?
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