Es ist immer wieder amüsant zu verfolgen, wie der Kunstbegriff „Industrial“ durch die verschiedenen Generationen und Musikszenen geistert und welche Vielzahl ein Bedeutungen und Interpretationen er inzwischen hat. Der Tiefpunkt an Substanzlosigkeit könnte Cyber-Industrial sein, aber bei der Fragmentierungswut der dafür zuständigen Szenen, geht das sicher noch etwas mehr in die komplette autistische Bedeutungslosigkeit.
Unser Ansatz war immer da anzuknüpfen, wo die kreativen Spinner aus dem TG/PTV/T.O.P.Y./World Serpent Umfeld auf ihrem jeweiligen Höhepunkt waren. Ich finde den Begriff Neofolk absolut übel, weil er ganz offensichtlich etwas aus der Post-Industrial Struktur herausreißen sollte, was außerhalb von deren Kontext erst mal überhaupt keinen Sinn ergibt, mit einer entsprechenden „Szene“, die sich komplett zum Affen macht, obwohl sie eigentlich die Inhalte von Industrial auf den Punkt bringen wollte. Um anspruchsvolle rhythmische elektronische Musik zu machen, brauch man seit Techno (und dem aktuellen „Electro“) nicht den Begriff Industrial und wer daheim lieber was flächiges bastelt, kann sich ja auch als Ambient Künstler interpretieren.
Was Industrial Culture ist, sollte aber zumindest jedem hier postenden Individuum klar sein und da gehören die vielleicht überflüssigen neuen Titten von Genesis P-Orridge und sein früherer Okkultismus Kram genauso dazu, wie völlig von Inhalt und Konzept befreiter Sound.
So richtig spannend, abendfüllend, sexy und als Szene mit Party und Konzerten konsumierbar, ist das sowieso alles nur zusammen, auf der Basis der vielschichtigen schwarzen Szene. Woher soll unser Nachwuchs den sonst kommen? Man tut sich überhaupt keinen Gefallen, wenn man das alles so lange in Stücke reißt, bis nichts mehr überlebensfähig ist.
Ich kann aus der Sicht jeder Subszene beliebige Rants starten, um alles andere in Grund und Boden zu argumentieren, aber stattdessen mag ich sämtliche Facetten dieser seltsamen „Industrial“ Musikszenen, von TG bis DIJ & NIN und ich habe weiterhin das Gefühl, dass diese chaotischen Strukturen, zwischen Kunst und Kommerz, Anspruch und Effekthascherei uns in die Zukunft bringen, während andere Musikszenen als zu eindimensional zurückbleiben…
Ich fürchte das hängt aber von der Coolness und Attraktivität einer aktiven Szene ab und wir müssen das zusammen schaffen, damit andere uns diese Ideen klauen und damit richtig Geld verdienen können…sonst war irgendwann alles umsonst…
free your mind!
